Wort | Dreiundzwanzigstes Wort - Der Wert des Glaubens | 470
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Denn in dem Augenblick, in dem ein Tier zur Welt kommt, ist es seinen Anlagen entsprechend vollkommen, so, als habe man es aus einer anderen Welt bereits vervollkommnet gesendet. In zwei Stunden oder zwei Tagen oder zwei Monaten lernt es alle seine Lebensbedingungen, seine Beziehungen zur Umwelt und die Gesetze des Lebens kennen und seine Anlagen zu gebrauchen. Wenn der Mensch die Fähigkeit, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen und einen Beruf auszuüben, in zwanzig Jahren erwirbt, erlangt sie ein Tier wie der Spatz oder die Bienen in zwanzig Tagen; es wird ihm gleichsam eingegeben.

Das heißt, die Hauptaufgabe eines Tieres besteht nicht darin, sich durch Lernen zu vervollkommnen und durch den Erwerb von Kenntnissen zu entwickeln und in seiner offensichtlichen Schwäche um Hilfe zu bitten oder zu beten. Seine Aufgabe besteht vielmehr darin, seinen Anlagen entsprechend zu handeln, tätig zu sein, in aktivem Dienst und in der Anbetung. Was den Menschen betrifft, so muss er, wenn er zur Welt kommt, alles lernen, und unkundig der Gesetze des Lebens vermag er seine Lebensumstände noch nicht einmal in zwanzig Jahren zur Gänze zu lernen und zu begreifen. Vielmehr muss er bis zum Ende seines Lebens lernen und vermag ferner - in einer so bescheidenen und schwachen Gestalt zur Welt gesandt - erst im Alter von ein, zwei Jahren sich auf die eigenen Füße zu stellen. Erst mit fünfzehn Jahren unterscheidet er Schaden und Nutzen. Und erst mit Hilfe der Gesellschaft erlangt er Vorteile und vermeidet Nachteile.

Das heißt, die natürliche Aufgabe des Menschen besteht darin, sich durch Lernen zu vervollkommnen, durch Gebet zu dienen und anzubeten. Nämlich: »Durch wessen Barmherzigkeit werde ich mit solcher Weisheit geleitet? Durch wessen Großmut werde ich mit solcher Güte erzogen? Wessen Wohlwollen ist es, durch das ich mit solch einem Feingefühl ernährt und versorgt werde?«

kein Ton