Wort | Neunundzwanzigstes Wort - Zweites Kapitel | 808
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Zweite These: Die Macht bezieht sich auf das Innerste (melekutiyet) der Dinge. In der Tat hat die Schöpfung wie ein Spiegel ihre zwei Seiten. Die eine Seite ist die, die sich auf diese Welt bezieht (mulk). Sie gleicht der farbigen Seite eines Spiegels. Die andere ist die Seite, die sich auf die Engelwelt (melekut) bezieht. Sie gleicht der glänzenden Seite eines Spiegels.

Die Seite, die sich auf diese Welt bezieht, ist der Raum, in dem sich die Gegensätze wie Schönheit und Hässlichkeit, Gutes und Böses, klein und groß, schwer und leicht umeinander drehen. Aus diesem Grund machte der majestätische Schöpfer die äußeren Ursachen zu einem Schleier, damit die Hand der göttlichen Allmacht in ihrer direkten Beziehung zu den Dingen, die rein mit dem Verstand und nur von außen betrachtet als hässlich und würdelos erscheinen könnten, in der Wirksamkeit durch Seine Macht (hinter diesem Schleier) verborgen bleibt. Denn Seine Größe und Würde erfordern dies. Er hat hingegen jenen Fahrzeugen und Ursachen keine tatsächliche Wirkung verliehen, denn Seine Allgegenwart und Einheit erfordern dies. Jener Aspekt der Dinge, welcher der Engelwelt zugewandt, ist in allen Dingen klar und rein. Die Farben, welche die einzelnen Dinge (annehmen) und der Abfall (der aus ihnen entsteht) können (diesen Aspekt) nicht beeinflussen. Er bezieht sich unmittelbar auf den Schöpfer. Dort gibt es keine Kettenfolge von Ursachen und keine Reihe von Wirkungen. Dort entstehen keine Ursachen und keine Folgen. Dort gibt es nichts, was krumm wäre, noch schief. Irgendwelche störenden Hindernisse gibt es dort nicht. Das Atom wird zur Schwester der Sonne.

Zusammenfassung: Diese Macht (als Eigenschaft Gottes) ist sowohl ursprünglich, als auch unendlich, als auch Ihm wesentlich. Der Ort der Allmacht Gottes ist Sein unmittelbares, fleckenloses unwidersprochenes (Wirken). Daher kann das Große im Wirkungsbereich dieser Macht einem Kleinen gegenüber nicht hochmütig sein. Selbst die ganze Gemeinschaft kann gegenüber einem Einzelnen keinen Vorzug haben. Selbst die Ganzheit kann sich so wenig wie ein Bruchteil gegenüber der Macht Gottes noch länger zieren.

Dritte These: Die Beziehung der Macht zu den Dingen ist eine gesetzliche, das heißt, sie betrachtet viel oder wenig, groß oder klein als gleich. Wir wollen einmal versuchen, dieses schwer verständliche Verhältnis dem Verstand anhand einiger Gleichnisse nahe zu bringen. Es ist nämlich so, dass im Universum »Lichtausstrahlung«, »Spiegelung«, »Gleichgewicht«, »Ordnung«, »Abstraktion« und »Gehorsam« wie Befehle (emir) sind, vor denen viel oder wenig, groß oder klein wie gleich behandelt werden.


kein Ton