Brief | Einundzwanzigster Brief | 354
(353-356)

Oh du, der du Gottvergessen lebst, in wessen Haus sich die alte Mutter oder Vater, oder ein pflegebedürftiger, oder ein hilfloser oder blinder Verwandter oder Glaubensbruder befindet!... Achte auf diesen ehrwürdigen Qur’anvers und siehe, wie in diesem Vers zur Zärtlichkeit gegenüber den altgewordenen Eltern aufgerufen wird. In der Tat ist die höchste Wahrheit in der Welt die selbstlose Liebe der Väter und der Mütter ihren Kindern gegenüber; und das erhabenste Recht ist, dass sie dieser selbstlosen Liebe gegenüber von ihnen Hochachtung bekommen. Denn, sie opfern ihr Leben in vollkommener Freude für das Leben ihrer Kinder und geben es aus. Daher steht jedem Kind zu, das von dem Menschsein nicht abgefallen ist und sich nicht in ein Untier umgewandelt hat, jene verehrten, treuen und opferwilligen Freunde aufrichtig hochzuachten, ihnen innig zu dienen, ihre Wünsche zu erkennen und ihre Herzen zu erfreuen. Onkel und Tante der väterlichen Seite gilt als Vater und der mütterlichen Seite gilt als Mutter. So wisse, wie erbärmlich und gemein es ist, die Anwesenheit jener segensreichen Alten lästig zu finden und ihren Tod zu wünschen, und komme zur Besinnung. Verstehe, welch eine hässliche Ungerechtigkeit und Erbärmlichkeit es ist, den Untergang des Lebens dessen zu wünschen, der sein Leben für dein Leben geopfert hat!

Oh du Mensch, der du von der Sorge um den Lebensunterhalt betroffen bist! Wisse, dass die Säule des Segens, der Anlass der Fülle und der Vertreiber des Unglückes in deinem Haus dein alter oder blinder Verwandter ist, der in deinem Hause lebt und den du lästig findest. Sage nur ja nicht: »Mein Einkommen ist knapp, ich kann damit nicht auskommen.« Denn, gäbe es den Segen nicht, der ihretwegen kommt, auf jeden Fall würde die Knappheit bei deiner Lebenshaltung noch größer werden. Vertraue mir, dass das wahr ist. Ich kenne absolut sichere Beweise dafür und kann dich auch davon überzeugen. Um es nicht in die Länge zu ziehen, fasse ich mich hier kurz. Verlasse dich auf mein Wort. Ich versichere, diese Wahrheit ist absolut sicher, sogar meine Begierde und mein Teufel haben sich davor ergeben. Eine Wahrheit, die die Hartnäckigkeit meiner Begierde gebrochen und meinen Teufel zum Schweigen gebracht hat, muss dich überzeugen können.

In der Tat sendet der majestätische Schöpfer in Seiner Gastfreundschaft, der durch das Zeugnis des Kosmos im unendlichen Grade barmherzig, gütig, freundlich und freigiebig ist, wie Er zu den Neugeborenen, die Er zur Welt sendet, ihre Nahrung in einer äußerst freundlichen Weise durch die Hähne der Brüste in ihre Münder fließen lässt, auch die Nahrung der Alten, die wie Kinder geworden sind und mehr als die Kinder die Barmherzigkeit verdient haben und der Zärtlichkeit und Liebe bedürftig sind, in Fülle. Er lädt ihre Versorgung nicht auf die habgierigen und geizigen Menschen.

kein Ton