Blitz | Sechsundzwanzigster Blitz | 325
(312-372)

Wenn der Qur?an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, den Vers

»Eine jede Seele wird einmal den Tod kosten!« (Sure 3, 185)

in seinem gesamten Sinngehalt verkündet, so sagt er damit: »Die Menschheit ist in ihrer Ganzheit eine Seele. Um wieder aufzuerstehen, wird sie sterben. Und auch die Erde ist eine Seele. Um ihre ewige Gestalt annehmen zu können, wird auch sie sterben. So ist auch der gesamte Kosmos eine Seele. Um seine jenseitige Gestalt annehmen zu können, wird sie auch sterben.« Meinem Herzen öffnete sich diese Bedeutung durch den Hinweis dieses Qur?anverses.

In dieser Verfassung betrachtete ich meine Lage: Die Jugend, die die Quelle der Freude ist, vergeht. An ihre Stelle tritt das Alter, das der Ursprung der Trauer ist. Und dieses so glanzvolle, strahlende Leben vergeht. Der uns so finster und schrecklich erscheinende Tod bereitet sich vor, an seine Stelle zu treten. Ich sah, dass die Welt, die wir in ihrer Beständigkeit für so lieblich halten, und die die Geliebte der Gottvergessenen ist, in großer Geschwindigkeit ihrem Untergang entgegen strebt.

Um mich selbst zu täuschen und meinen Kopf erneut in die Gottvergessenheit zu versenken, hielt ich nach dem Genuss gesellschaftlicher Anerkennung Ausschau, die ich in Istanbul weitaus mehr erfahren hatte, als ich verdiente, was mir jedoch nichts nutzte. Alle Hochachtung, alles Entgegenkommen und aller Trost können nur bis an das nahegelegene Tor des Grabes reichen und verlöschen dort. Und unter dem geschmückten Schleier des Ruhmes und der Würde, die ein Traumziel der Ruhmsüchtigen ist, sah ich eine bedrückende Heuchelei, eine kalte Selbstgefälligkeit und einen nur vorübergehenden Rausch. Und so verstand ich, dass diese Dinge, die mich bis jetzt getäuscht hatten, mir keinerlei Trost geben können und es in ihnen überhaupt kein Licht gibt.

Um erneut vollständig zu erwachen, begann ich wieder den Qur?an-Rezitationen in der Bayezid Moschee zuzuhören, um an der himmlischen Lektion des Qur?an teilzunehmen. Sodann vernahm ich und entnahm dieser himmlischen Lektion frohe Botschaften mit heiligen Erlassen wie

»Verkünde frohe Botschaft denjenigen, die glauben, usw.«

Durch den Segen, den ich aus dem Qur?an erhielt, suchte ich nicht mehr von außerhalb Trost, sondern gerade innerhalb jener Dinge, die mir Furcht, Verlassenheit und Verzweiflung einflößten, nun den Trost, die Hoffnung und das Licht. Dank sei Gott dem Gerechten hunderttausend Mal: Innerhalb des Schmerzes selbst fand ich das Heil, innerhalb der Finsternis selbst fand ich das Licht und innerhalb der Furcht selbst fand ich den Trost.

kein Ton