Wort | Neuntes Wort - Tages- und Gebetszeiten | 49
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Nun steht der Mensch, der sich in seinem Geist (ruh) nach der Ewigkeit sehnt und für die Ewigkeit geschaffen wurde, der Gott um Seiner Güte willen seine Verehrung erweist und unter der Trennung von Ihm leidet, auf, nimmt Abdest (d.h. er vollzieht die heiligen Waschungen), um in dieser Nachmittagszeit das Gebet (asr, ikindi) zu verrichten und bringt an der Schwelle des Einzigartigen (Samed), dessen, der ohne Anfang (Qadim) und ohne Ende (Baqi), Unwandelbar (Qayyum) und Unsterblich (Sermedi) ist, sein Gebet dar, und nimmt seine Zuflucht zur Güte und Barmherzigkeit Gottes, die unendlich und unvergänglich ist, lobt und preist Gott und dankt Ihm für Seine Gnadengaben, die er stets ohne Anrechnung erhält, verneigt sich demütig vor Gottes Ehrerbietung erheischenden Herrschaft (Rububiyet), wirft sich im Bewusstsein seiner Nichtigkeit vor der Unsterblichkeit Seiner Gottheit (Uluhiyet) nieder. So findet er eine wahrhaftige Tröstung und Ruhe für seine Seele. Wer so mit verschränkten Armen in Dienst und Anbetung vor der Größe Seiner Gegenwart das Gebet verrichtet, der versteht, welch hohe Aufgabe das ist, ein wie angemessener Dienst, welch eine Erstattung naturgemäßer Schuld es am rechten Platz ist, ja sogar das Erlangen einer Seligkeit, die ihm höchstes Glück seines Menschseins bedeutet.

Die Zeit des Abendgebets ist die Zeit, die zu Beginn des Winters in der Melancholie des Abschieds an das Dahinscheiden all der schönen Geschöpfe des Sommers aus der Welt einer vergangenen Jahreszeit gemahnt. Zudem ist es die Zeit, die daran erinnert, dass sich der Mensch mit seinem Tod von all seinen Geliebten in einem leidvollen Abschied trennen und in das Grab hinabsteigen muss. Und weiter ist es die Zeit, die daran gemahnt, dass alle Bewohner dieser Erde, wenn die Welt im Tode erbebend in ihren letzten Zügen liegt, in andere Welten umziehen werden, und erinnert daran, dass dereinst auch über diesem Haus der Prüfungen die Lichter erlöschen werden.

Es ist eine Zeit zur nachdrücklichen Warnung all derer, welche all diejenigen als ihre Geliebten verehren, die alle absteigen und untergehen müssen. So wendet denn der Mensch, dessen Seele von Natur aus ein Spiegel ist, der sich nach Gottes immerwährender Schönheit sehnt, sein Antlitz zu dem gewaltigen Thron dessen, der nicht Anfang noch Untergang kennt, der all diese gewaltigen Taten vollbracht hat und diese ganze, große Welt lenkt und leitet, spricht über dieser vergänglichen Welt:

kein Ton