Wort | Zehntes Wort - Zweites Kapitel | 76
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Das heißt also, dass es einen Ort der Glückseligkeit geben muss, der dieser Freigiebigkeit würdig ist und dieser Barmherzigkeit entspricht. Man müsste sonst die Existenz dieser Barmherzigkeit, die wir erfahren haben, leugnen. Das aber wäre so, als wollte man die Existenz der Sonne leugnen, die den Tag mit ihrem Licht erfüllt. Denn Tod ohne Wiederkehr verwandelt Liebe in Leid, Mitgefühl in Hass, ein Gnadengeschenk in einen Racheakt, macht den Verstand zu einem Werkzeug des Unheils und verkehrt Wohlgefallen in Qual, sodass (göttliches) Erbarmen aufhören müsste, Realität zu sein. Außerdem muss es einen Ort der Strafe geben, welcher der Majestät und Würde (Gottes) entspricht. Denn meistens verharrt der Unterdrücker in seiner Würde und der Unterdrückte in seiner Erniedrigung, verlässt (diese Welt) und geht hinüber. (Ihre Angelegenheiten) bleiben also einem obersten Gerichtshof überlassen, werden vertagt, jedoch keineswegs übersehen. Dennoch kommt die Strafe manchmal auch schon in dieser Welt. Die Strafen, welche in den vergangenen Jahrhunderten die aufständischen und verstockten Völker getroffen haben, zeigen, dass der Mensch sich nicht selbst überlassen bleibt. Die Ehre und Majestät (Gottes) kann ihn jederzeit mit einer Ohrfeige treffen.

Ist es denn überhaupt möglich, dass der Mensch, nachdem er inmitten allen Seins mit einem wichtigen Auftrag betraut, einer bedeutenden Fähigkeit ausgestattet worden ist, und der Herr des Menschen sich ihm in so wohlgeordneten Kunstwerken zu erkennen gegeben hat, um für die wunderschönen Früchte Seines Erbarmens geliebt zu werden, der Mensch Ihn aber im Glauben nicht anerkennt und nicht in Dienst und Anbetung danach strebt, von Ihm geliebt zu werden?... Wäre es dann möglich, dass er ungestraft bliebe? Wenn Er (der Herr) nun weiter in verschiedensten Gnadenerweisen Seine Liebe und Sein Erbarmen zeigt, der Mensch aber im Gegenteil Ihm nicht durch Dank und Lobpreis die Ehre erweist... wäre es denn überhaupt möglich, dass er dafür unbestraft bliebe? sich selbst überlassen bliebe? Sollte der Herr des Ruhmes und der Ehre, diese Persönlichkeit voll Majestät etwa keinen Ort der Strafe bereitet haben? Wäre es denn möglich, dass Er, der sich nach der Überfülle Seiner Erbarmungen zu erkennen gegeben hat und geliebt werden möchte, denen, die Ihn im Glauben anerkennen, Ihn dienend und anbetend lieben und danach streben, von Ihm geliebt zu werden, dass Er in Seinem Erbarmen denen, die Ihm in Dankbarkeit die Ehre erweisen, Seinen Gläubigen, nicht eine Stätte ewiger Glückseligkeit schenken sollte?

kein Ton