Wort | Zehntes Wort - Zweites Kapitel | 78
(69-106)

In der Tat zeigen Kunst und Schönheit, wie sie sich in so hohem Grade bei der Erschaffung eines jeden Dinges finden, in welchem Maß der weise Baumeister es damit ausgeschmückt hat. Und tatsächlich findet man in diesem so winzig kleinen Körper eines Menschen das Inhaltsverzeichnis des ganzen Universums, die Schlüssel zu den Schatzkammern der Barmherzigkeit und die Spiegel aller göttlichen Namen, was zeigt, wie grenzenlos diese Weisheit ist, der wir in Seinen schönen Künsten begegnen.

Ist es also nun überhaupt möglich, dass diese hochherrschaftliche Weisheit, die auf diese Art regiert, denjenigen, die im Glauben und im Gehorsam unter den Flügeln ihrer Herrschaft Zuflucht suchen, nicht gastfreundlich entgegenkäme, sie nicht ewig gastfrei aufnehmen würde?

Und willst du noch einen Beweis dafür, dass alle Dinge in Gerechtigkeit und Ausgeglichenheit durchgeführt werden? Nun, die genaue Ausgewogenheit, das ihnen eigene Maß, nach dem jeder Körper aufgebaut wird, und das allen Dingen Gestalt verleiht, alles an seinen besonderen Platz stellt, zeigt, mit welch unendlicher Gerechtigkeit und Ausgewogenheit alle Werke ausgeführt werden.

In ähnlicher Weise zeigt die Tatsache, dass jeder, der dazu berechtigt ist, entsprechend seinen Fähigkeiten erhält, was er benötigt, d.h., dass all das, was er in seinem Sein braucht, ihm in der besten für ihn passenden Form gegeben wird, und auch das, was zur Erhaltung seines Daseins notwendig ist, die Hand einer grenzenlosen Gerechtigkeit.

Und wiederum zeigt die Tatsache, dass der, welcher danach fragt und darum eine Bitte äußert, sei es, dass sie sich in seinen Fähigkeiten oder in der Bedürftigkeit seiner Natur äußert oder in seiner Notlage zum Ausdruck kommt, stets eine Antwort erhält, in grenzenlosem Maße Weisheit und Gerechtigkeit.

Ist es denn nun überhaupt möglich, dass die Weisheit und Gerechtigkeit, die auch dem kleinsten Geschöpf auch noch in seinem geringsten Bedürfnis zu Hilfe eilt, den Menschen als das größte unter allen Geschöpfen, in seinem Verlangen nach Ewigkeit, welches sein größtes Bedürfnis ist, unerfüllt lassen? Seinen Notschrei um Hilfe und seine wichtigste Frage ohne Antwort lassen? Sollte diese Gerechtigkeit, um die Majestät ihrer Herrschaft zu schützen, das Recht ihrer Diener und Anbeter nicht verteidigen? Denn der Mensch, der in dieser vergänglichen Welt ein kurzes Leben verbringt, erfährt die Realität einer solchen Gerechtigkeit nicht, und kann sie auch gar nicht erfahren. Sie muss vielmehr einem obersten Gerichtshof überlassen bleiben. Denn die wahre Gerechtigkeit erfordert, dass dieser winzig kleine Mensch nicht entsprechend seiner Winzigkeit, sondern nach der Größe seines Verbrechens, der Bedeutung seines Daseins und seiner gewaltigen Aufgabe Lohn und Strafe empfange.

kein Ton