Wort | Einundzwanzigstes Wort - Die Wunden des Herzens | 393
(389-406)

Gäbe dir jemand das Versprechen, dir ein großes Geldgeschenk zu machen, du würdest hundert Tage für ihn arbeiten. Es könnte sein, dass er sein Versprechen nicht einhält, du aber vertraust auf ihn und arbeitest für ihn, ohne zu murren. Wenn aber nun eine Persönlichkeit, für die es unmöglich ist, dass Sie Ihr Versprechen bräche, dir das Paradies zum Lohn und die ewige Glückseligkeit zum Geschenk versprechen wollte und dich dann für eine ganz kurze Zeit und für eine sehr schöne Aufgabe einstellte, und wenn du dann Ihr nicht dienen wolltest oder deinen Dienst nur widerwillig oder halbherzig verrichtetest oder nur deinem Herrn zu Spott oder Ärger, sodass du ihn beleidigst oder Sein Geschenk gering achtest, ja denkst du denn nicht, dass du eine schwere Strafe empfangen und furchtbare Qualen erleiden würdest? Wenn du in dieser Welt aus Angst vor dem Gefängnis ohne zu murren den schwersten Dienst verrichtest, spornt es dich denn dann nicht dazu an, aus Furcht vor der ewigen Gefängnisstrafe der Hölle einen leichten und angenehmen Dienst zu verrichten?

Fünfte Ermahnung: Oh du meine Seele, die du die Welt anbetest! Rührt deine Abneigung gegen den Gottesdienst (ibadet) und deine Nachlässigkeit im Gebet etwa von einem Übermaß an weltlichen Beschäftigungen? Oder ist es deshalb, weil du in deiner Sorge um das tägliche Brot so beschäftigt bist, dass du darüber hinaus keine Zeit mehr findest? Oder bist du etwa nur für das Diesseits erschaffen worden, sodass du all deine Zeit dafür aufwendest? Du weißt, dass du hinsichtlich deiner Fähigkeiten über allen Tieren stehst, doch in der Beschaffung aller lebensnotwendigen Dinge für dieses irdische Leben vermagst du weniger als ein Sperling. Warum aber ziehst du dann daraus nicht die Schlussfolgerung, dass es nicht deine ureigentliche Aufgabe ist, dich abzuplagen wie ein Tier, vielmehr dich wie ein wahrer Mensch um das wahre und ewige Leben zu bemühen.

Außerdem ist das, was du eine weltliche Tätigkeit nennst, zumeist etwas, das dich nichts angeht. Es sind leerlaufende Beschäftigungen, mit denen du dich überflüssiger Weise einmischst und nur alles durcheinander bringst. Du unterlässt das Notwendigste und vertreibst dir die Zeit mit nutzlosen Informationen, als hättest du ein Leben von Jahrtausenden vor dir. Du fragst zum Beispiel: »Woraus bestehen die Ringe des Saturn?« oder: »Wie viele Rassen von Hühnern gibt es in Amerika?« und vertreibst dir mit dergleichen wertlosen Dingen deine wertvolle Zeit.

kein Ton