Wort | Vierundzwanzigstes Wort - Fünf Äste des Lichtbaume | 540
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Bleibt noch ein Aspekt, und das ist der wichtigste, oh Seele! Du gibst deine Liebe für dich selbst aus. Du machst dir deine Seele zu deinem Angebeteten und Geliebten. Alles opferst du deiner Seele. Es ist, als schriebest du dir eine Art Herrschaft zu. In Wirklichkeit ist aber der Grund der Liebe entweder die Vollkommenheit, die als Wesensmerkmal liebenswert ist, oder ein Vorteil, oder Wohlgefallen, oder eine Wohltätigkeit. Aus dergleichen Gründen wird etwas geliebt.

Nun, oh Seele! In einigen »Worten (Sözler)« haben wir schon unwiderlegbar bewiesen, dass dein eigentliches Wesen eine Mischung aus Fehlern, Mangel, Armseligkeit und Schwäche ist, wobei - gleich wie der Grad der Dunkelheit einer Verfinsterung im Vergleich den Glanz des Lichtes zeigt - du durch diesen Gegensatz mit dieser (Mischung) der Vollkommenheit, der Schönheit, der Macht und der Barmherzigkeit des majestätischen Schöpfers einen Spiegel vorhältst. Das heißt, oh Seele! Du sollst deine Seele nicht lieben, sondern als deinen Widersacher behandeln, oder sie voll Mitleid behandeln, oder - nachdem sie innerliche Ruhe (nefsu l-mutma´inna) erlangt hat - liebevoll behandeln. Wolltest du aber deine Seele lieben - denn du bist ja die Quelle allen Wohlbefindens und aller Vorteile, ja von der Freude an deinem Wohlbefinden und deinen Vorteilen geradezu hingerissen - so bevorzuge nicht dein Wohlbefinden und deinen Vorteil, den deine Seele sucht und doch nur einem Fünkchen gleicht, vor grenzenlosem Wohlbefinden und nicht endenden Vorzügen! Werde nicht wie das Glühwürmchen. Denn, in der Einsamkeit seiner Finsternis versenkt es alle seine Freunde und geliebten Dinge, und begnügt sich selbst mit einem Fünkchen. Du sollst den Urewigen Geliebten lieben, denn zu dessen Liebenswürdigkeit gehören mit dem Wohlbefinden und allen Vorteilen für deine Seele auch noch die Geschenke der ganzen Schöpfung und allen Seins, mit dem du verbunden bist, aus deren Vorzügen du deinen Nutzen ziehst und mit deren Glück du glücklich wirst, damit du dich sowohl mit deinem eigenen als auch mit ihrer aller Glück freuen kannst. Des Weiteren kannst du grenzenloses Wohlbefinden, das dir aus deiner Liebe zu dem Absoluten-Vollkommenen erwächst, empfangen.

Deine starke Liebe, die du deiner eigenen Seele zuwendest, die dir um Gottes willen aus Seinem Wesen zuströmt, ist Liebe von ihrem Wesen her, die du aber missbrauchst und für dein eigenes Wesen verausgabst. Zerreiße also nun dieses »Ich« in deiner Seele und zeige das »Er (Hu)«. All deine im ganzen Universum verstreute Liebe ist dir gegeben, als die Liebe zu Seinen Namen und Eigenschaften. Du hast sie missbraucht. Die Strafe dafür hast du dir zugezogen. Denn die Strafe ungebührlicher Liebe, am falschen Platz verausgabt, ist eine unbarmherzige Plage.

kein Ton