Wort | Sechsundzwanzigstes Wort- Gottes Vorherwissen | 729
(721-749)

(D.h.: Wenn alle notwendigen Vorbedingungen eines Geschehens erfüllt sind, dann geschieht, was geschehen muss, zwangsläufig und ohne den Einfluss des menschlichen Willens.) Wenn jedoch die Ursache einer vorgestellten Sache eine Gestalt annimmt, die den Grad einer Priorität hat, kann diese vorgestellte Sache sich als gesichert erweisen. Wenn aber dies nun einmal so ist, kann man sie zugleich auch wieder fallen lassen. Der Qur´an sagt dann in diesem Augenblick dazu: »Das ist schlecht, tu es nicht!« Wenn der Diener in der Tat als Schöpfer handeln könnte und die Fähigkeit etwas zu erschaffen besäße, wäre zugleich auch seine Willensfreiheit aufgehoben. (Mit anderen Worten: Wäre der Mensch ein Schöpfer, dann hätte sein Wunsch die Fähigkeit etwas zu erschaffen, ohne dass dazwischen noch ein Entscheidungsspielraum bliebe.) Denn nach dem Grundsatz der Quellenlehre (= Qur´an, Tradition, Analog und Übereinstimmung) und der Weisheit (= Auslegung der Lehren des Qur´an) heißt ein Grundsatz:

»Was nicht notwendig ist, kommt nicht zu Stande.«

(Das heißt: Wo die Voraussetzungen nicht gegeben sind, da entsteht auch nichts.) D.h. erst wenn die Ursachen vollständig sind, kann etwas ins Dasein treten. (D.h. erst wenn alle Bedingungen erfüllt sind, kann auch die Wirkung eintreten.) Was aber die vollständige Ursache betrifft, so erfordert sie die Wirkung mit Notwendigkeit und Zwangsläufigkeit. (D.h.: Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, muss zwangsläufig auch die Wirkung eintreten.) Dann bleibt kein Wille. (D.h. Ursache und Wirkung lassen keinen Raum mehr für eine freie Entscheidung.)

Wenn du sagst: Eine Vorrangigkeit ohne Vorrang ist unmöglich * (d.h. wo kein Unterschied besteht, ist auch keine Wahl möglich), weil jener Anteil des Menschen, den wir eine vorgestellte Sache genannt haben, teils ausgeführt, teils nicht getan werden mag, wenn also kein notwendiger Vorrang gefunden wird, dann wird eine Wahl ohne Vorrang notwendig. (Mit anderen Worten: Es ist dem Menschen gegeben, etwas tun oder lassen zu wollen, je nach seiner Vorstellung. Wo es jedoch weder Vorzüge noch Nachteile gibt, müsste er wählen, ohne eine Auswahl zu haben.) Wenn dies aber so ist, widerspricht das dann nicht dem wichtigsten Grundsatz der Lehre und Wurzel des Wortes (d.h. jener Wissenschaft, die sich mit der Auslegung des Qur´an befasst?)

kein Ton