Wort | Sechsundzwanzigstes Wort- Gottes Vorherwissen | 730
(721-749)

Antwort: Eine vorrangige Überlegenheit ohne Vorrang ist unmöglich. Denn ohne Grund und Vorrang ist eine Überlegenheit unmöglich. Andererseits ist eine Wahl ohne eine Bevorzugung möglich und geschieht auch. Wille ist eine Eigenschaft (d.h. es entspricht einer Fähigkeit des Menschen, etwas wollen zu können). Seine Wirkung ist es, eine solche Arbeit zu verrichten (d.h. der Wille ist dem Menschen gegeben, damit er eine Auswahl treffen kann.)

Wenn du sagst: »Da nun einmal Gott der Gerechte den Mord erschafft, warum nennt man mich dann noch einen Mörder?«

Antwort: Das ist so, weil nach den Grundregeln der Grammatik das Subjekt von einem Prädikat (also einem Verbum) abgeleitet wird, das auf ein Objekt bezogen bleibt und sich nicht auf ein Verbalnomen bezieht, dessen Objekt bereits feststeht. Prädikat ist das, was wir getan haben; und so bekommen wir auch den Titel eines Mörders. Das Verbalsubstantiv (das Morden) ist ein Geschöpf Gottes des Gerechten. Das, was eine Verantwortlichkeit erahnen lässt (also derjenige, welcher in seiner Menschlichkeit den Mord begeht) wird nicht von dem Verbalsubstantiv abgeleitet.

Siebentens: Der menschliche Wille und die Freiheit seiner Entscheidungsfähigkeit ist zwar schwach und nur eine vorgestellte Sache, doch hat Gott der Gerechte in Seiner allumfassenden Weisheit diesen schwachen Bruchteil menschlicher Willensfreiheit zur allgemeinen Bedingung für die Verbundenheit mit Seinem allumfassenden göttlichen Willen gemacht. Denn Er sagt sinngemäß. »Oh mein Knecht! Welchen Weg auch immer dein Wille begehren möge, auf diesen Weg werde ich dich auch führen. Doch wenn dies auch so ist, gehört dennoch die Verantwortung dir!« Wenn du also - um einmal einen wenn auch etwas unpassenden Vergleich zu gebrauchen - ein noch unmündiges Kind auf deine Schultern hebst und ihm die Wahl lässt: »Ich werde dich überall hintragen, wohin du möchtest.« Und du bringst nun dieses Kind nach seinem Wunsch auf einen hohen Berg und das Kind erkältet sich dabei oder stürzt, so wirst du sicherlich sagen: »Du hast es ja so gewollt.« Und ihm in seiner Verdrossenheit eine Ohrfeige geben. So betrachtet auch Gott der Gerechte und der Beste aller Richter den Willen Seines Dieners in seiner unendlichen Schwäche und macht ihn zur allgemeinen Bedingung für Seinen eigenen alles umfassenden Willen.

kein Ton