Brief | Erster Brief | 10
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Wenn er aber wie die Leute des Irrtums und der Gottvergessenheit sich selbst vergisst, sich in der Außenwelt verliert und nun annimmt, die allgemeine Welt sei seine eigene, ganz private Welt und sich in sie verliert, so wird er in den Sumpf der Naturgläubigkeit fallen und in ihm ersticken, falls ihn nicht die Hand der Gnade wunderbarer Weise errettet. Diese Wahrheit näher zu beleuchten, betrachte das folgende Gleichnis.

Beispiel: Fänden sich an den vier Wänden dieses bestens eingerichteten Zimmers vier mannshohe Spiegel, deren jeder einem von uns gehörte, so hätten wir fünf Zimmer. Eines davon wäre das wirkliche, das allgemeine, die anderen vier aber virtuell und ganz persönlich... Jeder von uns könnte durch seinen eigenen Spiegel die Gestalt seines persönlichen Zimmers, seine Form, Gestalt und Farbe verändern. Streichst du sie rot, dann wird sie rot, streichst du sie grün, so sieht sie grün aus usw. In dieser Weise können wir ihm mit Hilfe des Spiegels stets wieder ein anderes Aussehen geben. Wir könnten es schön oder hässlich aussehen lassen, oder ihm eine andere Gestalt verleihen. Doch das äußere, allen gemeinsame Zimmer ließe sich nicht so leicht verändern und verwandeln. Während in Wirklichkeit das allgemeine Zimmer und die Privaträume ein und dasselbe sind, sind sie doch in der Praxis voneinander verschieden. Du kannst dein eigenes Zimmer mit einem Fingerdruck zerstören, doch in den anderen noch nicht einmal einen Stein bewegen.

So ist denn diese Welt eine schön eingerichtete Wohnstatt. Das Leben eines jeden von uns gleicht einem solchen mannshohen Spiegel. Von dieser Welt hat jeder von uns eine Welt, einen Kosmos. Doch ihr Pfosten, ihr Zentrum, ihre Pforte ist unser Leben. Und sicherlich ist unsere eigene Welt, unser Kosmos wie eine Seite. Unser Leben und unser Leben ist der Stift, mit dem viele Dinge niedergeschrieben werden, die auf die Seite unseres Lebens hinüber wechseln. Wenn wir diese Welt geliebt haben, so sehen wir später: Da unsere Welt über unserem Leben aufgebaut ist, spüren und erfahren wir, dass sie flüchtig, vergänglich und unstet ist gleich unserem Leben. Unsere Liebe zu ihr wendet sich den Ornamenten der Gottesnamen zu, denen unsere Welt als Spiegel dient und die sie uns vorstellt.

kein Ton