Brief | Erster Brief | 9
(1-11)

Was den Ort dieser Speicher betrifft, so finden sich (seine Erzeugnisse) ihrer Qualität entsprechen: die Schlech-ten unten und die Guten oben. Sie sind außerdem zwei Becken der Ewigkeit in welche die Wellen vom Strom allen Seins münden. Was nun den Ort dieser Becken betrifft, so befindet er sich dort, wo die Strömung aufhört und (die Wasser) sich sammeln. So sind denn dort die schmutzigen, unreinen Wasser unten und die reinen, sauberen oben. Des Weiteren ist dies ein Erscheinungsort der Güte und des Zorns, von (Gottes) Allbarmherzigkeit und Seiner Allgewalt. Was den Ort Seiner Erscheinung betrifft, so kann dieser sich überall befinden. Der Barmherzige in all Seiner Schönheit (Djemal) und der Zornige in all Seiner Majestät kann Seinen Erscheinungsort überall begründen.

Was aber die Existenz von Himmel und Hölle betrifft, so wurden sie bereits im »Zehnten«, »Achtundzwanzigsten« und »Neunundzwanzigsten Wort« mit unwiderlegbaren Zeugnissen bewiesen. Hier wollen wir daher nur folgendes sagen: Die Existenz einer Frucht ist so sicher und gewiss wie der Ast, des Ergebnisses, wie die der Kette, des Speichers wie die des Erzeugnisses, die des Beckens wie die des Stromes und die des Erscheinungsortes wie die Seiner Barmherzigkeit und Seines Zornes.

Vierte Frage: Wenn sich eine rein platonische Liebe in eine echte Liebe verwandeln kann, kann sich dann etwa eine rein platonische Liebe zur Welt, wie sie sich bei den meisten Menschen findet, auch in eine echte Liebe verwandeln?

Antwort: Ja, wenn ein Liebender, der sich in einer platonischen Liebe dem vergänglichen Gesicht dieser Welt zugewandt hat, wenn er erkannt, wie abstoßend dieses Gesicht ist, der Verfall und die Vergänglichkeit in ihm, und sich von ihm abwendet. Wenn er nach einem ewigen Geliebten (mahbub) sucht und es ihm gelingt, die beiden anderen so schönen Gesichter dieser Welt zu erkennen, welche ein Spiegel der Namen Gottes und ein Saatfeld für das Jenseits sind, so wird seine unerlaubte (weil nicht auf Gott gerichtete) platonische Liebe beginnen, sich in eine wahre Liebe umzuwandeln, jedoch unter der Bedingung, dass er seine eigene, vergängliche, unbeständige, an sein irdisches Leben gebundene Welt nicht mit der Außenwelt verwechselt.

kein Ton