Brief | Sechsundzwanzigster Brief | 442
(427-475)

So gibt es denn in diesem euren niederen Bruder drei Persönlichkeiten. Sie sind voneinander weit entfernt, ja in der Tat wirklich sehr weit voneinander entfernt.

Die erste Person: In Anbetracht dessen, dass ich der Verkünder jenes erhabenen Schatzes bin, welcher der Qur’an ist, ist mir vorübergehend eine Persönlichkeit zu Eigen, die ganz allein dem Qur’an gehört. Der hoch erhabene Charakter, der von einer solchen Stellung eines Verkünders verlangt wird, ist nicht mein Charakter; ich besitze ihn nicht. Vielmehr ist es ein Charakter, den diese Stellung, diese Aufgabe erfordert. Was immer von dieser Art ihr in mir sehen mögt, gehört nicht mir. So betrachtet mich denn nicht in diesem Zusammenhang. Es gehört zu meinem Stand (maqam).

Die zweite Person: Zur Gebetszeit wird mir durch die Güte (ihsan) Gottes des Gerechten für die Zeit, die ich mich der Schwelle Gottes zuwende, eine Person gegeben, eine Persönlichkeit, die gewisse Kennzeichen trägt. Diese Persönlichkeit erwächst aus dem, was die Wesenselemente des Dienstes und der Anbetung sind: »Seine Fehler kennen, seine Schwäche und Armseligkeit verstehen, in seiner Niedrigkeit an der Schwelle Gottes Zuflucht suchen.« Mit Hilfe dieser (zweiten) Person erkenne ich mich selbst mehr als jeder andere als niedrig, schwach, armselig und fehlerhaft. Sollte auch die ganze Welt mich feiern und lobpreisen, sie könnten mich nicht davon überzeugen, dass ich ein guter und vollkommener (Mensch) bin.

kein Ton