Blitz | Achtundzwanzigster Blitz | 381
(374-391)

Zweitens: Der Weg der Einheit allen Seins verwirft die Herrschaft von irgendetwas anderem als Gott derart vehement, dass er alles andere als Gott verleugnet und Dualität beiseite fegt. Da er das unabhängige Bestehen von irgendetwas nicht anerkennt, geschweige denn das von eigenwilligen Seelen (nefsu-l’emmare) verbunden mit der Vorherrschaft von der Idee von der Natur in unserer Zeit, wobei der Stolz und der Egoismus solche eigenwilligen Seelen auch noch aufbläht, was dann dazu führt, das Jenseits und Seinen Schöpfer in gewissem Grade zu vergessen, die Einheit allen Seins Leuten einzupflanzen, deren eigenwillige Seelen alle kleine Pharaone sind und ganz einfach die Fähigkeit besitzen, sich selbst zum Objekt der Anbetung zu nehmen und auf diese Weise ihre eigenwilligen Seelen aufzublasen, sodass man sie – und ich nehme hier meine Zuflucht zu Gott – einfach nicht mehr länger beherrschen kann.

Drittens: Während der Herr in Seiner Majestät frei und unabhängig ist, rein und erhaben über allem Wechsel, jeglicher Veränderung, Teilung und Gebundenheit an Zeit und Ort, wird dies (zur Ursache) von Vorstellungen, die nicht zu der Notwendigkeit Seines Seins (Vudjubu vudjuduna) passen wollen, zu Seiner Heiligkeit, zu Seiner Reinheit (die frei ist von allen Fehlern) und führt schließlich zu falschen Lehren. Wenn also jemand von der Einheit allen Seins spricht, so hebt er seinen Geist vom Grund (der Erde) bis zum Siebengestirn, lässt das Universum hinter sich zurück und festigt schließlich seinen Blick am Erhabenen Thron. Dort hält er dann in seiner Ekstase das ganze Universum für gar nicht vorhanden. In der Stärke seines Glaubens mag er nun sehen, dass alles unmittelbar von dem Einen Allgegenwärtigen (Vahid-i Ahad) her stammt. Doch für einen, der vor dem Universum steht und so das Universum im Blick hat und vor sich die Ursachen sieht und dabei alles von seinem irdischen Standpunkt aus betrachtet, besteht sicherlich die Möglichkeit, über den Ursachen beinahe die Besinnung zu verlieren und so in den Sumpf der Natur zu stürzen. Der, welcher in Gedanken zum Thron empor steigt, könnte wie Djelaluddin Rumi sagen: »Öffne deine Ohren! Die Worte, die du von allen hörst, kannst du so hören, als hörtest du die Stimme Gottes des Gerechten aus einem Grammophon.« Wenn du dagegen zu einem, der sich nicht so hoch erheben kann, wie Djelaluddin Rumi, noch alles Sein von der Erde bis zum Thron als einen Spiegel erblicken kann, sagst: »Leihe mir dein Ohr und du wirst das Wort Gottes von allen und jedem vernehmen.«, so, als sei er tatsächlich vom Thron herab auf die Erde gestürzt, so wird er von falschen Vorstellungen gefangen genommen werden, die der Wahrheit zuwider laufen!...

»Sprich: »Gott (hat euch all dies zukommen lassen). Und nun lass sie in ihrem Geplauder (mit der Wahrheit) ihr Spiel treiben.« (Sure 6, 91) »Wo ist die Erde? Wo ist der Herr der Herren (= Ursachen)? Gepriesen sei der, dessen Wesen erhaben ist über allen Gleichnissen und dessen Attribute frei sind von allem, was ihnen ähnlich zu sein scheint und dessen Zeichen Seine Herrschaft bezeugen. Möge Seine Majestät gerühmt werden! Und es gibt keine Gottheit außer Ihm.«

Said Nursi

kein Ton