Wort | Einundzwanzigstes Wort - Die Wunden des Herzens | 400
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So wird uns zum Beispiel in der Wortkunde erklärt, dass »Gegensätze, die äußerlich Ursache einer gegenseitigen Entfernung sind, in der Phantasie zur Ursache ihrer eigenen Nähe werden.« Das heißt: das Fahrzeug zur Vereinigung zweier entgegengesetzter Gestalten besteht in ihrer Assoziation durch die Phantasie. Die Erinnerung, welche eine solche Verbindung bewirkt, wird Gedankenverbindung genannt.

Zum Beispiel: Während du dich in deinem pflichtgemäßen oder freien Gebet (namaz, munadja´at) gegenüber der Kaaba, in der göttlichen Gegenwart (huzur-u Ilahi) befindest und gerade über die Ayat nachdenkst, nimmt dich diese Gedanken-Assoziation und führt dich in die entferntesten Niederungen der Geschwätzigkeit. Wenn dein Kopf von einer solchen Gedankenverbindung ergriffen wird, so gib Acht, dass du dich nicht beunruhigst! Rufe dich vielmehr sofort zur Besinnung und kehre um! Sage nicht: »Ach, welchen Fehler habe ich doch da begangen!« und beschäftige dich nicht weiter mit Nachforschungen, damit dieser dünne Faden nicht noch durch deine Aufmerksamkeit an Stärke gewinnt. Denn sobald du dich selbst bedauerst und diesen Dingen deine Aufmerksamkeit schenkst, wird sich dieses schwache Band deiner Erinnerung nur noch verfestigen. Es entsteht eine eingebildete Krankheit. Doch fürchte dich nicht! Es ist keine Krankheit des Herzens. Diese Art von Erinnerung entsteht gewöhnlich ungewollt und tritt besonders bei empfindsamen Personen recht häufig auf. Der Teufel produziert diese Art Stoff, aus dem solche Einflüsterungen bestehen, ziemlich reichlich. Die Salbe für diese Wunde ist folgende:

Gedankenverbindungen stellen sich meist ungewollt ein. Du bist nicht für sie verantwortlich. Überdies stellt sich bei einer Gedankenverbindung lediglich eine Nachbarschaft ein, eine Berührung oder Vermischung findet nicht statt. Deshalb springt kein Gedanke auf einen anderen über, greift ihn nicht an, kann ihm nicht schaden.

kein Ton