Wort | Einundzwanzigstes Wort - Die Wunden des Herzens | 401
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So wie der Teufel und die Eingebung eines Engels in der Gegend des Herzens einander benachbart sind, und auch die Nähe der Frommen und der Sünder und ihre Wohnungen im selben Hause einander nicht schaden, so schaden auch schmutzige Vorstellungen, die ungewollt durch eine Gedankenverbindung entstehen und unter die reinen Gedanken treten, einander nicht, ausgenommen wenn es absichtlich geschieht, wenn du meinst, du hättest einen Schaden genommen und dich nun besonders mit ihnen beschäftigst. Außerdem wird das Herz manchmal müde*. Dann beginnen die Gedanken sich wahllos mit irgendwelchen Dingen zu beschäftigen, um sich zu amüsieren. Dann erblickt der Teufel eine Gelegenheit, verstreut um sich herum schmutzige Dinge und versucht, sie dir aufzuhängen.

Vierter Aspekt: Eine Einflüsterung (des Teufels), die dadurch entsteht, dass man sein Bemühen, das Beste zu geben, durch die Vorstellung der Rechtschaffenheit vertieft und so diesen Zustand noch steigert. Ja er kommt dabei schließlich dahin, dass er der Sünde (haram) verfällt, während dieser Mensch seine Handlungsweise immer noch zu verbessern trachtet. Gelegentlich führt ihn sein Bemühen um die Wahrung der Tradition (sunna) dazu, sogar dazu seine Pflichten (vadjib) zu versäumen. »Habe ich diese Handlung auch wirklich vorschriftsmäßig durchgeführt?« fragt er und wiederholt sie noch einmal. Das geht so weiter und steigert sich bis zur Hypochondrie. Der Teufel zieht aus diesem seinem Zustand seinen Nutzen und verwundet ihn so. Es gibt aber für diese Wunde zwei Heilmittel:

Erstes Heilmittel: Diese Art von Zweifel passt zu den Anhängern der I´tisal (eine Irrlehre). Denn sie sagen: »Die Handlungen und Dinge haben in ihrem Wesen in Anbetracht des Jenseits entweder Schönheit und Güte und wurden deshalb befohlen, oder aber sie sind hässlich und verwerflich und wurden deshalb schließlich verboten.

Das heißt also, dass die Schönheit oder Schändlichkeit der Dinge vom Standpunkt des Jenseits und der Wahrheit aus betrachtet deren Wesensmerkmal und von diesem die göttlichen Ge- und Verbote abhängig sind.« Entsprechend dieser Schule (mezheb) kommt einem Menschen bei jeder seiner Handlungen, die er ausführt, der folgende Zweifel: »Habe ich diese Handlung dem Wesen der Angelegenheit (nefs-ul emir) entsprechend schön ausgeführt?«

kein Ton