Wort | Neunundzwanzigstes Wort - Zweites Kapitel | 816
(788-821)

Eine hermeneutische Bemerkung:

Betrachtet man diesen Kosmos aufmerksam, so sieht man, dass es in ihm zwei Elemente gibt, die in alle Richtungen sich ausdehnen, ihre Wurzeln schlagen: Gut und böse, schön und hässlich, nützlich und schädlich, vollkommen und mangelhaft, Licht und Finsternis, Rechtleitung und Irrtum, (himmlisches) Licht und (höllisches) Feuer, Glaube und Unglaube, Gehorsam und Ungehorsam, Angst und Liebe. Mit den ihnen vergleichbaren Früchten und Auswirkungen stoßen sie in diesem Kosmos aufeinander. Ständig sind sie Veränderungen und Umformungen ausgesetzt. Ihre Zahnräder drehen sich in einer Werkbank, deren Erzeugnisse einer anderen Welt gehören.

Mit Sicherheit werden die einander entgegengesetzten Zweige und Früchte dieser beiden Elemente in die Ewigkeit hinüber gehen und sich dort voneinander getrennt versammeln. Dann werden sie in den Formen des Paradieses und der Hölle in Erscheinung treten. Da die ewige (beqa) Welt nun einmal aus dieser vergänglichen Welt hervorgehen wird, werden ihre grundlegenden Elemente mit Sicherheit in die Beständigkeit, in die Ewigkeit hinüber gehen. Der Himmel und die Hölle sind zwei Früchte an dem Ast, der von dem Schöpfungsbaum abstammt, sich bis in die Ewigkeit hinein erstreckt und dort in einem Bogen (dem wir nicht mehr mit unseren Blicken folgen können) weiter wächst. Sie bilden zwei Lager im Strom der Aktivitäten. Sie sind zwei Teiche der in die Ewigkeit hinüber fließenden, auf und ab wogenden Formen des Daseins. Sie sind die zwei Orte, wo (Gottes) Güte und Zorn in Erscheinung treten. Wenn die Hand des Allmächtigen den Kosmos mit einer heftigen Bewegung durcheinander wirbelt, werden diese beiden Teiche mit den für sie bestimmten Dingen (wie z.B. Güte und Zorn) gefüllt.

Der Sinn dieser feinen Anmerkung ist folgendermaßen: Der Urewige Allweise hat diese Welt, wie es Seine immerwährende Güte und Seine urewige Weisheit erfordert, erschaffen, damit sie zu einem Ort der Erfahrungen, zu einem Platz der Prüfung, zu einem Spiegel Seiner Schönen Namen (Esma-i Husna) und zu einer Seite für die Feder Seiner Vorhersehung (Qader) und Seiner Macht wird. Was aber die Erfahrung und die Prüfung betrifft, so bewirken sie Wachstum und Gedeihen. Was aber dieses Wachstum und Gedeihen betrifft, so bewirken sie die Entwicklung der Fähigkeiten. Was aber diese Entwicklung betrifft, so bewirkt sie, dass sich die Fähigkeiten herausbilden.

kein Ton