Wort | Zweiunddreißigstes Wort | 991
(925-1007)

»Oh Gott gewähre uns Deine Liebe und die Liebe zu den Dingen, die uns in Deine Nähe ziehen!«

So gewähren denn all diese Arten der Liebe, so wie sie hier aufgezählt und beschrieben wurden, sowohl eine leidlose Freude, als auch in gewisser Hinsicht eine Vereinigung ohne Ende. Zudem steigern sie noch die Liebe zu Gott. Zudem bleiben sie auch im erlaubten Rahmen. Zudem sind sie eine Form der Dankbarkeit, die ein reines Vergnügen ist. Zudem sind sie auch eine Form der Anschauung (fikr), die reine Liebe ist.

Zum Beispiel: Angenommen, ein großer König böte dir einen Apfel zum Geschenk an *, so fänden sich bei diesem Apfel zweierlei Arten von Liebe und in ihm zweierlei Arten von Genuss.

Erstens: Der Apfel wird geschätzt, weil er ein Apfel ist. In ihm findet sich ein Genuss, der dem Apfel zu Eigen ist und der so weit reicht, wie der Apfel selbst. Diese Liebe gilt nicht dem König. Der Mann, der in der Audienz des Königs diesen Apfel zum Mund führt und isst, liebt nicht den König, sondern den Apfel und folgt seiner eigenen (nefs) Liebe. Es geschieht manchmal, dass dem König diese eigensüchtige Liebe nicht gefällt, er sie vielmehr verabscheut. Zudem ist der Genuss des Apfels nur begrenzt. Er ist zudem noch vergänglich. Nachdem man den Apfel gegessen hat, vergeht auch der Genuss. Ein Bedauern bleibt zurück.

Was die zweite Art Liebe betrifft, so gilt sie als königlicher Hulderweis, der in dem Apfel Gestalt annimmt und mit diesem Apfel zum Ausdruck kommt. Der Mann, der diesen Apfel »als Ausdruck, ja als Verkörperung königlicher Huld« an seine Stirn führt, bringt damit seine Verehrung für den König zum Ausdruck. Des Weiteren liegt in dieser Frucht, die die Hülle des Komplimentes ist, ein solcher Genuss, dass er über den Genuss von tausend Äpfeln hinaus geht. Dieser Genuss gilt als gleich mit der Dankbarkeit. Diese Liebe ist eine Liebe voll Respekt gegenüber dem König.

Bringt man aber in gleicher Weise nur den Gaben und Früchten selbst seine Liebe entgegen und genießt in ihnen gottvergessen nur ihren materiellen Genuss, so ist diese Liebe egoistisch (nefs). Diese Genüsse sind aber nur vorübergehend und (deshalb) mit Leid verbunden. Liebt man sie aber als Komplimente Seiner Erbarmung und als Früchte Seiner Güte und genießt sie in dieser Weise in vollkommenem Genuss und weiß dabei diese Güte und Huld zu schätzen, so liegt darin sowohl eine Dankbezeugung und ist zugleich auch ein Genuss ohne Leiden (im Nachhinein).

kein Ton