Brief | Zwölfter Brief | 61
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Sagtest du es aber, hättest du einen Unsinn gesagt. Genauso aber ist es, wenn der Schöpfer in Seiner Herrlichkeit dich mit einem künstlerisch gestalteten Körper bekleidet und ihn mit solchen Sinnen wie Gesicht, Gehör, Geruch Geschmack ausgeschmückt hat, um zu zeigen, wie Seine verschiedenen Namen so schön verziert sind, dich krank werden lässt, dich einem Unglück aussetzt, dich hungrig oder satt werden lässt oder dich durstig macht und dich zwischen diesen verschiedenen Zuständen hin und her wirft. Um das Wesen des Lebens stärker hervortreten zu lassen und dir die Erscheinungsweisen Seiner Namen vor Augen zu führen, lässt er dich in so vielen Lebensumständen herumwirbeln. Wolltest du aber nun sagen: »Warum hast du mir dieses Unglück zustoßen lassen?« würden dich hundert Weisheiten schweigen heißen, wie wir ja in unserem Beispiel darauf hingewiesen haben. Es ist in der Tat das Verweilen, die Ruhe, die Trägheit, die Eintönigkeit, der Stillstand eine Art des Nicht-Seins und also ein Schaden. Bewegung und Veränderung bilden das Dasein und also dessen Güte (d.h. Qualität). Das Leben findet seine Vollendung in der Bewegung, entfaltet sich mit den Unglücken. Das Leben wird mit den Namen Gottes, die dabei durch mannigfaltige Ereignisse in Erscheinung treten, herausdestilliert, gewinnt seine Kraft, wächst, blüht und gedeiht, und gestaltet sich zu der Feder, die (über die Seiten des Lebens) geführt wird, um das eigene künftige Geschick damit niederzuschreiben, erfüllt so seinen Sinn, erlangt ein Recht auf seinen jenseitigen Lohn.

Dies also sind kurzgefasst die Antworten auf die (oben angeführten) drei Streitfragen. Weitere Erklärungen finden sich in den dreiunddreißig »Worten« (Sözler).

Lieber Bruder, lies diesen Brief bitte dem Apotheker und denen, die du unter denen, welche diese Disputation mit angehört haben, für geeignet hältst, vor! Grüße (Sselam) meinerseits diesem Apotheker, der mein neuer Schüler ist, und sage ihm auch:

kein Ton