Brief | Neunzehnter Brief | 126
(118-299)

Obwohl tausende verschiedener Menschen mit tausenden Gesinnungen – unübertrieben – jeder mit einem einzigen Wunder des Ehrenwerten Botschafters, mit dem Friede und Segen sei, oder mit einem Beweis für sein Prophetentum oder mit einem seiner Worte oder mit einem Blick in sein Gesicht usw... je mit einem Zeichen zum Glauben gelangten, gehen manche unglückselige Menschen von heute erstaunlicher Weise in die Irre, als sollten all diese tausende Beweise seines Prophetentums, welche alle diese tausende verschiedene Menschen und kritisch betrachtenden Denker durch zuverlässige Überlieferung und sicheren Werken zum Glauben geführt hatten, für sie nicht genügen!

Zweiter Grundsatz: Der Ehrenwerte Botschafter, mit dem Friede und Segen sei, ist einerseits ein Mensch, der sich hinsichtlich seines Menschseins wie ein Mensch verhält, andererseits ist er aber auch ein Gesandter, der hinsichtlich seiner Sendung der Botschafter Gottes des Gerechten und sein Prophet ist. Seine Botschaft beruht auf dem, was ihm offenbart wurde. Diese Offenbarung umfasst zweierlei:

Die erste Art ist »direkte Offenbarung«. Hier ist der Ehrwürdige Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, nur der Dolmetscher, der Verkündiger, der keinen Kommentar gibt. Beispiele dafür sind der Qur’an und einige außerqur’anische Worte Gottes.

Die zweite Art ist »sinngemäße Offenbarung«. Auch sie ist in ihrem Kern und Wesen Eingebung und Offenbarung, doch die Einzelheiten und Erklärungen dazu stammen von dem Ehrwürdigen Gesandten, mit dem Friede und Segen sei. Wenn er solche Offenbarungen erklärt und beschreibt, stützt er sich auch hier manchmal auf Offenbarung und Eingebung, manchmal spricht er gemäß seiner eigenen Einsicht. Wenn er aber auf seine eigenen Erklärungen zurückgreift, verkündet er entweder in der heiligen und erhabenen Vollmacht, die ihm aufgrund seines prophetischen Auftrags zu Eigen ist, oder er äußert sich als Mensch entsprechend Sitte, Gewohnheit und Ebene allgemeinen Verständnisses.

So sollte man denn nicht alle Einzelheiten eines Hadith so betrachten, als seien sie die lautere Offenbarung. Man sollte auch nicht die erhabenen Zeichen seiner Sendung in solchen Gedanken und Handlungen suchen, die aus seiner Menschlichkeit erwachsen sind. Da einige Wahrheiten ihm in kurzer und abstrakter Form offenbart worden sind und er sie selbst im Lichte seiner eigenen Einsicht und allgemeinem Verständnis entsprechend beschreibt, benötigen die bildlichen Ausdrücke und Gleichnisse in seinen Beschreibungen manchmal der Erklärung oder sogar der Ausdeutung. Denn es gibt zuweilen Wahrheiten, die dem Verstand nur durch Gleichnissen nahe gebracht werden können. So hörte man zum Beispiel einmal während eines Beisammenseins mit dem Propheten ein Geräusch aus der Tiefe. Der Prophet sagte: »Dieses Geräusch entstammt der Tiefe der Hölle, von dort wo ein Stein, der siebzig Jahre lang hinab gerollt ist, dort aufgeschlagen und dieses Geräusch verursacht hat*.«

kein Ton