Brief | Neunzehnter Brief | 128
(118-299)

Denn sie haben sich in der Tat dermaßen auf die Hadithe des Ehrwürdigen Botschafters, mit dem Friede und Segen sei, spezialisiert, wurden so vertraut mit dessen Ausdrucksweise, seinem überragenden Stil und seiner Art, sich zu äußern, dass ihnen daraus die Fähigkeit erwuchs, sobald sie unter hundert Hadith ein »hinzugefügtes« entdeckten, zu sagen: »Es ist hinzugefügt. Das kann kein Hadith sein, kein Wort des Propheten.« So wiesen sie es zurück. Wie ein Juwelier kannten sie die Perlen der Überlieferung und verwechselten sie nicht mit gewöhnlichen Worten. Es gab nur wenige Forscher wie Ibn Djausi, die in ihrer Kritik so weit gingen, selbst einige Echte Hadithe als hinzugefügt anzusehen. Man darf jedoch nicht sagen: »Jedes hinzugefügte Wort ist seinem Inhalt nach falsch«, man muss vielmehr sagen: »Dieses Wort ist kein Hadith.«

Frage: Welcher Nutzen liegt darin, die Kette der Überlieferung einer Tradition zu rezitieren, indem man selbst dann, wenn es im Falle eines wohlbekannten Ereignisses nicht nötig ist, sagt: »Dieser und jener informierte diesen und jenen... usw.«?

Antwort: Der Nutzen ist vielfältig. Er ist kurz gesagt folgender: Die Rezitierung der Kette zeigt die Übereinstimmung der treuen, zuverlässigen Kenner der Hadithe und die Einmütigkeit der urteilgebenden Autoritäten, deren Namen darin eingeschlossen sind. Jeder der Gelehrten und Imame zeichnet gewissermaßen für die Genauigkeit der Überlieferung und setzt seinen Stempel darunter.

Frage: Warum sind die wunderbaren Ereignisse nicht in der Form einer zuverlässigen Überlieferung weitergegeben worden und das auf ebenso vielen Wegen und mit dem gleichen Nachdruck wie die grundlegenden Bestimmungen des islamischen Gesetzes?

Antwort: Dies geschah, weil die Mehrheit der Bestimmungen des islamischen Gesetzes von den meisten Menschen bei den meisten Ereignissen in Anwendung kommen, denn sie können an jeden Einzelfall angepasst werden. Aber nicht jeder muss jedes Wunder kennen, und selbst wenn er es kennt, genügt es ihm es einmal gehört zu haben. Es ist hier ähnlich wie bei den Verpflichtungen einer Gemeinschaft: Es genügt, wenn ein Teil von ihnen sie kennt.

Es ist aus diesem Grunde, dass Wunder uns nur von ein, zwei Erzählern berichtet werden, selbst wenn die Tatsache eines solchen Ereignisses mit einer zehnfach höheren Zuverlässigkeit feststeht als eine Bestimmung aus der Schariah, wohingegen dergleichen Bestimmungen von zehn oder zwanzig Personen überliefert werden.

kein Ton