Brief | Zwanzigster Brief | 305
(300-352)

Oh Mensch! Gräme dich nicht, wenn Geschenke verfallen. Denn die Schatzkammer der Barmherzigkeit erschöpft sich nicht. Denke nicht an das Ende der Freude und klage nicht über dein Leid. Denn dieses Geschenk ist die Frucht einer unendlichen Barmherzigkeit. Solange noch der Baum lebt, gibt es immer wieder eine neue Frucht an Stelle der vorangegangenen. Wenn du in deiner Freude über ein Gnadengeschenk in Dankbarkeit an deine Freude über diese Gunst Seiner Barmherzigkeit denkst, welche eine noch hundert Mal größere Freude mit sich bringt, kannst du deine Freude mit einem Mal noch hundertfach steigern.

Wie das Geschenk eines Apfels, welches ein ruhmreicher König dir macht, dich die Freude Seiner königlichen Huld erleben läßt, die die Freude über den Geschmack eines Apfels hundert, ja tausend Mal übersteigt, so öffnet dir das Wort


»Sein ist der Dank.«

»Lahul’Hamd«, das heißt mit Lob und Dank, d. h. indem du in der Gabe, in dem Geschenk die Schenkung verspürst, in ihr seinen Geber erkennst, und an die Gunst Seiner Barmherzigkeit denkst, d.h. an die Zuwendung Seiner Liebe und an die Fortdauer Seiner Schenkung, das Tor zu einer inneren Freude, die die Freude über das Geschenk tausendfach übersteigt.

Sechstes Wort:

»Er belebt.«

»Yuhyi«, das heißt: Derjenige der das Leben gibt, ist Er. Derjenige, der das Leben durch Versorgung fortsetzt, ist auch Er. Derjenige, der die Bedingungen für das Leben gewährleistet, ist wiederum Er. Die hohen Ziele des Lebens gehören Ihm und die bedeutenden Ergebnisse sind auf Ihn hin ausgerichtet. Neunundneunzig Prozent seiner Frucht gehören Ihm. Also ruft jenes Wort dem vergänglichen und schwachen Menschen, von weitem folgendermaßen zu, bringt ihm die frohe Botschaft und sagt:

Oh Mensch! Mühe und plage dich nicht, die schwere Last des Lebens auf deine Schultern zu nehmen! Verfalle nicht in Trübsal, wenn du an das Vergehen des Lebens denkst. Bereue nicht, dass du in die Welt gekommen bist, wenn du nur ihre irdischen und unbedeutenden Früchte siehst. Vielmehr gehört die Lebensmaschine in dem Schiff, das dein Körper ist, dem Aussichselbstbestehenden und Lebendigen (Hayy ve Qayyum).

kein Ton