Brief | Vierundzwanzigster Brief | 423
(391-425)

So entsteht denn dieses Geheimnis einer weiten Entfernung im Zusammenhang mit diesem völligen Fehlen von Zeit und Raum, ausgedrückt in der Ayah:

»Wir sind ihm näher als seine Schlagader.« (Sure 50, 16)

aus (der Tatsache, dass) Gottes Ehrenwerter Prophet, mit dem Friede und Segen sei, zu seiner Himmelfahrt aufbrach, eine riesige Entfernung im Flug zurücklegte und in einem Augenblick wieder zurückkehrte. Die Himmelfahrt des Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, war eine spirituelle Reise und ein Ausdruck seiner Heiligkeit (velayet). Denn die Freunde Gottes (velayet) schreiten auf der Stufenleiter ihres Glaubens in einer spirituellen Reise von vierzig Tagen bis zu vierzig Jahren bis zum Grade absoluter Gewissheit (haqqa-l’yaqin) fort.

In gleicher Weise öffnete Gottes Ehrenwerter Gesandter, mit dem Friede und Segen sei, Sultan über allen Gottesfreunden, eine Große Straße mit seiner Himmelfahrt, die (nach einer anderen Überlieferung – A.d.Ü.) nur vierzig Minuten statt vierzig Jahren währte und das Große Wunder (keramet-i kübra) seiner Heiligkeit war und die er nicht nur mit seinerm Herzen und mit seiner Seele (ruh) unternahm, sondern auch mit seinem Körper, mit all seinen äußerlichen Sinnen und innerlichen Wahrnehmungsorganen (letaif) und erreichte so die höchsten Stufen der Glaubenswahrheiten. Über die Himmelsfahrtsleiter stieg er bis zum Thron (Gottes) empor und bezeugte schließlich auf der Stufe der »Zwei Bogenlängen« mit dem Blick augenscheinlicher Gewissheit den Glauben an Gott und den Glauben an das Jenseits, welche die größten Glaubenswahrheiten sind, trat in das Paradies ein und schaute die Ewige Glückseligkeit. Das Himmelfahrtstor zur großen Straße ließ er offen und alle Heiligen seiner Gemeinde gehen im Schatten dieser Himmelfahrt ihren Fähigkeiten entsprechend mit Herz und Seele (ruh) auf ihre spirituelle Reise.

Fünfte Anmerkung: Die Geburt des Propheten (maulid) und seine Himmelfahrt zu besingen ist eine besonders schöne und segensreiche Gewohnheit und eine besonders angesehene islamische Tradition, ja mehr noch im gesellschaftlichen islamischen Leben eine sehr sinnvolle (latif), glanzvolle und überaus angenehme Art der Unterhaltung (sohbet), ja mehr noch der willkommenste, heitere Unterricht, um die Glaubenswahrheiten wieder in Erinnerung zu bringen, ja mehr noch die wirksamste und anregendste Möglichkeit, das Licht des Glaubens, die Liebe zu Gott (muhabbet) und die hohe Verehrung (aschk) für den Propheten darzustellen und zu ihr zu ermuntern.

Möge Gott der Gerechte diese Tradition ewig weiter bestehen lassen und möge Gott der Gerechte all denen gnädig sein, die wie Dhu-leyman Efendi eine solche (Kasside wie) »Maulid« geschrieben haben und ihnen das Paradies als Wohnstätte bereiten, amen...

kein Ton