Brief | Achtundzwanzigster Brief | 483
(477-527)

Dabei zeigte man mir in einem durchaus ernst zu nehmendem Buch eine Hadith, die mit einem »Q« als dem Merkmal der Übereinstimmung der beiden Scheychs (Buchari und Muslim) gekennzeichnet war. Man fragte mich also: »Ist dies eine Hadith oder ist es keine Hadith?« Ich antwortete ihnen: »Man sollte sich auf eine Person, die in einem so vertrauenswürdigen Buch auf die Übereinstimmung der beiden Scheys verweist, verlassen können. Es ist also Hadith. Doch bei einer Hadith tauchen genauso wie im Qur’an Allegorien auf. Nur die Gelehrten können solche Sinnbilder erkennen. So sagte ich, dass es möglich sei, dass auch diese Hadith, auch wenn ihr Sinn ganz offensichtlich ist, zu jener Art Hadithe gehört, die allegorisch zu verstehen und mehrdeutig sind. Hätte ich damals bereits gewusst, dass es sich hierbei um den Gegenstand eines Disputes handelte, hätte ich keine so kurze Antwort gegeben, vielmehr folgendes gesagt:

Erstens: Die erste Bedingung für einen Disput bei dieser Art Problemstellungen ist Mäßigung und die Absicht, die Wahrheit zu finden, ohne sich auf sie zu versteifen, geführt unter Fachleuten. Und es ist nur erlaubt, (auf eine Weise) zu disputieren, die keinen Anlass zu Missverständnissen bietet. Der Beweis dafür, dass ein solcher Disput (tatsächlich nur) um der Wahrheit willen geführt wurde, ist folgender: Sobald die Wahrheit in der Hand des Gegners offensichtlich wird, wird (sein Diskussionspartner) nicht aufgebracht sondern ist zufrieden, denn er hat nun gelernt, was er zu wissen begehrte. Wäre sie hingegen in seiner eigenen Hand offenbar geworden, so hätte die Möglichkeit bestanden, dass er nichts Neues mehr hinzugelernt hätte und stattdessen dem Stolz verfallen wäre.

Zweitens: Wenn es sich bei dem Gegenstand für einen Disput um eine Hadith handelt, muss man die Stufen der Hadithe und die Grade der in ihr verborgenen Offenbarung und die Ausdrucksformen prophetischer Redeweise kennen. Vor dem einfachen Volk ist es nicht erlaubt, die allegorische (Bedeutung) einer Hadith zu disputieren, die Überlegenheit des eigenen Standpunktes nach Art eines Advokaten unter Beweis zu stellen, sein Ego herauszustreichen und dafür gegen Recht und Mäßigung nach Beweisen zu suchen. Da aber diese Angelegenheit nun schon einmal offengelegt und zum Anlass eines Disputes wurde und nun eine negative Auswirkung auf die Vorstellungswelt der armen und einfachen Leute hat, weil sie solche allegorische Hadithe nicht verstehen können, und falls sie (die Echtheit der Hadithe) bestreiten, sich ihnen eine schreckliche Türe öffnet, das heißt, es sich ihnen ein Weg öffnet, auch die zuverlässigen Hadithe, die sie mit ihrem kleinen Verstand nicht verstehen können,

kein Ton