Brief | Neunundzwanzigster Brief | 561
(528-621)

Oh meine Brüder und ihr, meine Freunde im Dienst am Qur’an! Sagt diesen listigen Spionen der Weltleute, den Propagandisten der Leute der Irreführung, den Schülern des Teufels, die euch mit eurer Sehnsucht nach einer höheren Stellung in die Irre führen wollen: »Zunächst einmal bedeuten die Zufriedenheit Gottes, ein Gunsterweis des Erbarmers und die Anerkennung des Herrn einen solchen Rang (maqam), dass im Vergleich damit die Beachtung der Menschen und ihre Bewunderung nur noch einem Staubkorn gleicht. Dort wo der Blick der göttlichen Barmherzigkeit hinfällt, ist dies genug. Die Zuwendung der Menschen ist annehmbar, insoweit sie die Widerspiegelung und der Schatten der Zuwendung göttlicher Barmherzigkeit ist. Andernfalls ist sie nichts, was man sich wünschen sollte. Denn sie erlischt am Eingangstor zum Grab, keine fünf Para mehr wert!«

Wenn sich dieser Wunsch nach der Verbesserung der eigenen Lage nicht zum Schweigen bringen und nicht aus der Welt schaffen lässt, muss man sein Gesicht in eine andere Richtung drehen. Es ist dies wie folgt:

Wenn es um den Lohn im Jenseits geht, oder um die Absicht, Gebete zu gewinnen, oder darum, dass der Dienst doch einen guten Einfluss haben möge, dann könnte wie in dem folgenden Beispiel dieses Gefühl vielleicht doch noch eine erlaubte Seite haben. Zum Beispiel:

Zu einer Zeit, wenn die Ayasofya Moschee mit gesegneten und ehrenwerten Leuten, Menschen von Tugend und Vollkommenheit gefüllt ist und in den Gängen und an den Türen treiben sich einige nichtsnutzige Kinder und ein paar ungesittete Schelmen herum und vor den Fenstern und in deren Nähe gucken ein paar neugierige Ausländer, Urlauber und Touristen zu, die sich amüsieren möchten, betritt ein Mann diese Moschee, schließt sich der Gemeinde (der Gläubigen) an und beginnt mit einer wohllautenden Stimme und in einer schönen und angenehmen Weise einen Abschnitt aus dem Qur’an vorzutragen, worauf Tausende Kenner der Wahrheit auf ihn aufmerksam werden, sich ihm voll Hochachtung und Bewunderung zuwenden. So empfängt er durch sie und ihr stummes Gebet seinen (himmlischen) Lohn und nur ein paar nichtsnutzigen Kindern und gottlosen Schelmen und den wenigen Ausländern wird (sein Gesang) nicht gefallen. Ginge der Mann aber in diese ehrwürdige Moschee, zu dieser gewaltigen Gemeinde und beginnt nun lauthals gemeine, sittenlose, unzüchtige Liedchen zu gröhlen und dazu zu hopsen und zu tanzen, so würden diese nichtsnutzigen Kinder lachen und den sittenlosen Schelmen würde es gefallen, weil es sie zur Unzucht ermuntert, und er würde den Ausländern ein süffisantes Lächeln entlocken, wenn sie die Fehler im Islam entdecken und sich darüber freuen. Aber er wird auch von jedem einzelnen dieser ganzen, großen, gesegneten Gemeinde Blicke des Abscheus und der Missbilligung auf sich lenken. Er wird in ihren Augen auf die Stufe der Niedrigsten aller Niedrigen gefallen sein.

kein Ton