Brief | Neunundzwanzigster Brief | 563
(528-621)

Und gewinnt in den Augen einiger bedeutungsloser, spöttelnder, zuchtloser Schelmen einen vorübergehenden, unansehnlichen Platz.

In dem Geheimnis

»Freunde werden an jenem Tag einer des anderen Feind sein, außer den Aufrechten.« (Sure 43, 67)

wird er nur einige wenige falsche Freunde finden, die ihm in dieser Welt ein Schaden, in der Zwischenwelt (Bersah) eine Qual und in jener Welt seine Feinde sein werden.

Der Mensch in unserem ersten Bild wird, auch wenn er dieses Bestreben etwas besseres zu sein, nicht aus dem Herzen zu reißen vermag, doch unter der Bedingung, dass er ehrlich und aufrichtig (ihlas) nach Gottes Wohlgefallen sucht und sich dieses Bestreben, stets ein Aufsteiger zu sein, nicht zur Richtschnur macht, doch eine Art geistlichen Rang (maqam) erlangen, der ihn, getrieben von seinem Wunsch, mehr zu sein, als nur ein Emporkömmling, voll und ganz zufrieden stellt. Dieser Mensch wird wenige Dinge, ja eigentlich nur sehr wenige Dinge, nur etwas Bedeutungsloses verlieren und an seiner Stelle viele Dinge, und in der Tat sehr viele Dinge, etwas wirklich Wertvolles gewinnen, das keine Gefahr für ihn birgt. Er wird vielleicht einige Schlangen von sich fortjagen und an ihrer Stelle viele gesegnete Geschöpfe zu Freunden gewinnen und Vertrautheit mit ihnen erlangen. Er wird die Hornissen vertreiben, die ihn ja doch nur stechen können, und dafür die gesegneten Honigbienen, diese Serviererinnen süßer Getränke der göttlichen Barmherzigkeit, zu sich hin ziehen. Er wird Honig aus ihrer Hand essen und solche Freunde finden, dass seinem Geist (ruh) durch ihre ständigen Gebete aus allen Teilen der Islamischen Welt Segnungen (feys) wie Kauthar-Wasser (aus dem Brunnen im Paradies) zu trinken gereicht wird, die ihm im Buch seiner Taten gutgeschrieben werden.

Als ich einmal jenem Menschen, der, wenn auch bar jeder Größe doch einen hohen Rang in dieser Welt bekleidete, während er in seiner Sucht nach Ruhm und Ehre schon auf dem Weg war, einen großen Fehler zu begehen und auf diese Weise in der Islamischen Welt all seine Würde verlor, den Inhalt des obigen Gleichnisses zur Lehre erteilte, ja sie ihm geradezu um die Ohren schlug, war er zwar zutiefst erschüttert, doch weil ich mich selbst nicht von meinem Streben nach Höherem zu befreien vermochte, konnte auch ihn meine Ermahnung nicht wach rütteln.

Zweite List: Eines der wichtigsten und fundamentalsten Gefühle des Menschen ist die Empfindung der Furcht. Arglistige Tyrannen ziehen einen großen Nutzen aus einem derartigen Flöz voller Furcht. Mit ihrer Hilfe legen sie den Angsthasen die Zügel an. Die Spione der Weltleute und die Propagandisten der Leute des Irrweges ziehen einen großen Nutzen aus einem derartigen Flöz der armen Leute und besonders der Gelehrten. Sie treiben sie in ihre Ängste hinein und rufen Wahnvorstellungen in ihnen wach.

kein Ton