Brief | Neunundzwanzigster Brief | 566
(528-621)

« Denn wir haben in stets wiederkehrenden Erfahrungen immer wieder gesehen und erleben es stets wieder: wer seinen großen Bruder oder Meister in Zeiten der Gefahr verrät, erfährt das herankommende Übel, wie es zuerst in seinem eigenen Kopf explodiert. Sodann erteilte man ihnen gnadenlos ihre Strafe und blickte man auf sie als Verräter herab. So sind sie denn sowohl leiblich gestorben, als auch in ihrer Verachtung gleichsam geistig tot. Diejenigen, welche sie bestraft haben, fühlen in ihren Herzen kein Mitleid, denn sie sagen: »Da sie nun einmal ihren Meister, der sich ihnen gegenüber aufrichtig und wohlwollend verhalten hatte, verraten haben, müssen sie folglich verachtenswert sein und verdienen deshalb keine Gnade sondern nur die Verachtung.«

So ist denn die Wahrheit von solcher Art. Wenn also nun ein despotischer, gewissenloser Mensch jemanden zu Boden wirft und nun mit erhobenem Fuß über ihm steht, bereit ihm den Kopf zu zertreten, und der Mann, der nun auf dem Boden liegt, wollte den Fuß dieses grausamen Tyrannen küssen, so wird durch diese Erniedrigung sein Herz noch vor seinem Kopf zertreten sein und sein Geist noch vor seinem Körper sterben... Er wird sowohl seinen Kopf verlieren und zugleich wird auch seine Ehre und seine Würde zerstört. Ferner ermuntert es ein solch gewissenloses Ungeheuer nur noch, ihn in seiner Bosheit zu zertreten, zeigt man sich ihm gegenüber als schwach. Wenn aber der Mensch, der unterdrückt unter seinen Füßen liegt, nun in das Gesicht des Tyrannen spuckt, wird er Herz und Geist retten und auch sein Leib wird in der Unterdrückung das Martyrium erfahren. Also spuckt jetzt in das schamlose Gesicht dieser Tyrannen!...

Einmal, als die Briten die Kanonen am Bosporus zerstört und Istanbul besetzt hatten, stellte (der Erzbischof von Canterbury) als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche sechs Fragen an das Amt des Scheychu-l’Islam. Auch ich war damals Mitglied des Hauses der Islamischen Wissenschaften. Sie sagten zu mir: »Gib eine Antwort.« Sie wollten auf ihre sechs Fragen eine Antwort von sechshundert Worten. Ich sagte: »Ich werde ihnen nicht mit sechshundert Worten, auch nicht mit sechs Worten, ja noch nicht einmal mit einem Wort, sondern mit meiner Spucke antworten! Denn diese Regierung hat, wie ihr hier seht, in diesem Augenblick ihren Fuß auf unseren Nacken gesetzt. Man muss ihrem Bischof für seine hochmütige Art, uns so von oben herab Fragen zu stellen, ins Gesicht speien. Also spuckt in dieses gnadenlose Gesicht solcher Tyrannen!«... sagte ich damals. Doch heute sage ich:

Oh meine Brüder! Da in einer Zeit, wenn eine despotische Regierung wie die britische (unser Land) besetzt hielt, ihnen auf diese Weise in der Sprache der Printmedien zu antworten, eine Gefahr von hundert Prozent in sich enthielt, mir der Schutz des Qur’an bereits genügte, sollte er euch bei einer Möglichkeit von eins zu hundert, angesichts der Ungelegenheiten, die euch aus der Hand der Despoten (in heutiger Zeit) erwarten, sicherlich hundert Mal mehr genügen.

kein Ton