Brief | Neunundzwanzigster Brief | 569
(528-621)

So wollen sie meine Freunde durch deren Neigung emporzustreben, ihre Habsucht und ihre Furcht verführen und mich durch mancherlei Anschuldigungen in Misskredit bringen. Doch wir in unserem Heiligen Dienst reagieren stets in positivem Sinne. Dabei veranlasst uns jedoch manchmal die Aufgabe, Hindernisse zu beseitigen, die jedes gute Werk mit sich bringt, ein paar negative Dinge zu tun. So ist es denn aus diesem Grunde, dass ich meine Brüder, hinsichtlich der drei oben erwähnten Punkte, vor der arglistigen Propaganda der Leute der Zwietracht warnen muss. Dabei bemühe ich mich darum, die auf sie gerichteten Angriffe zurückzuschlagen.

Im Augenblick richtet sich der wichtigste Angriff gegen meine Person. Sie sagen: »Said ist Kurde.« Warum erweist ihr ihm solchen Respekt und folgt ihm? So muss ich nun leider die vierte teuflische List in der Sprache des Alten Said erklären, auch wenn ich das gar nicht will, nur um diese Gauner zum Schweigen zu bringen.

Vierte teuflische List: Um meine Brüder zu verführen und ihr Nationalgefühl anzustacheln, sagen gewisse Atheisten, die hohe Positionen einnehmen und mich mit ihrer Propaganda angreifen wollen, durch die Einflüsterungen des Teufels, aufgehetzt durch die Leute des Irrwegs: »Ihr seid Türken, so wie es Gott gewollt hat (mascha-a’llah). Bei den Türken gibt es jede Art von Gelehrten und Leuten der Vollendung. Said aber ist Kurde. Widerspricht es denn nicht eurem Nationalstolz, mit einem zusammenzuarbeiten, der nicht von eurem Volk ist?«

Antwort: Oh du unglückseliger Atheist! Ich bin, Dank sei Gott!, ein Muslim. In dieser Zeit gibt es dreihundertfünfzig Millionen Mitglieder meines heiligen Volkes. Hunderttausend Mal nehme ich meine Zuflucht zu Gott, nicht dreihundertundfünfzig Millionen Brüder zu opfern, die eine solche ewige Bruderschaft bilden, und die mir (während ihrer täglichen) Gebete (dua) helfen und zu denen auch die überwiegende Mehrzahl aller Kurden gehören, für ein rassistisches und nationalistisches Gedankengut und an Stelle dieser zahllosen gesegneten Brüder, um eine völlig unbedeutende Minderheit solcher zu gewinnen, die sich zum kurdischen Volk zählen und Kurden genannt werden, die auf einen Weg geraten sind, auf dem sie keinen Glauben oder doch keine Glaubensschule (medhheb) kennen.

Oh du Ungläubiger! Es muss jemand schon so ein Dummkopf sein wie du, die ewig währende Bruderschaft einer Gemeinschaft von dreihundertundfünfzig lichtvollen, segenbringenden, wahrhaftigen Brüdern aufzugeben, um dafür die Bruderschaft einiger Handvoll ungläubiger Ungarn oder fränkisch gesinnter (= assimilierter) Türken zu gewinnen, die ihren Glauben verloren haben und selbst schon in dieser Welt nichts gewinnen können. Nachdem wir bereits im Dritten Kapitel des Sechsundzwanzigsten Briefes das Wesen des Nationalismus und seine negativen Folgen mit Beweisen aufgezeigt haben, wollen wir hier auf diesen hinweisen und zugleich eine Wahrheit erläutern, die schon am Ende des Dritten Kapitels kurz erwähnt worden war.

kein Ton