Blitz | Zweiter Blitz | 10
(6-14)

»Lob sei Allah für jeden Umstand, in dem auch immer ich mich befinde, wenn nur nicht in dem des Unglaubens oder des Irrtums.«

Ein bekanntes Sprichwort sagt: »Das Unglück währt lange«. Ja, Leidenszeit ist lange Zeit; aber nicht, weil sie quälend lange währt, wie man gewöhnlich glaubt, sondern weil sie die gleiche Frucht trägt wie ein langes Leben.

Vierte Anmerkung: Wie wir schon im Ersten Kapitel des »Einundzwanzigsten Wortes« erklärt haben, ist die Kraft der Geduld, die Gott der Gerechte dem Menschen verliehen hat, ausreichend, um jedes Unglück zu ertragen, wenn sie nicht für leere Befürchtungen verschwendet wird. Aber der Mensch verschwendet unter dem Druck leerer Befürchtungen die Kraft seiner Geduld für die Beschäftigung mit der Vergangenheit und der Zukunft, bildet sich ein, dieses vorübergehende Leben sei von ewiger Dauer, verliert die Geduld und hat keine Kraft mehr, gegenwärtiges Unglück noch länger zu ertragen. Und so beginnt er zu klagen. Es ist, als klage er ? Gott verhüte es! ? Ihn, den Gerechten, vor den Menschen an. In völlig ungerechtfertigter, ja, geradezu wahnsinniger Weise beklagt er sich und beweist seine Ungeduld. Denn die Ruhe am Ende jeden Tages bleibt, auch wenn er unglücklich war; wenn der Schmerz vergangen ist, bleibt mit seinem Entschwinden Freude zurück; wenn die Sorge vorüber ist, bleibt der Lohn. Darum sollte man sich nicht beklagen, sondern freudig danken, nicht mit allem hadern, sondern zufrieden sein. Denn das vergängliche Leben, das vergangen ist, wird um des Unglücks willen einem ewigen, gesegneten Leben gleich. Sich in schwermütigen Erinnerungen an vergangene Schmerzen zu verlieren und einen Teil seiner Kraft auszuharren, darauf zu verschwenden, ist Narrheit. Und was die kommenden Tage betrifft, so sind sie noch nicht gekommen. Schon jetzt an Krankheit und Unglück künftiger Tage zu denken, Ungeduld zu zeigen und zu klagen ist Dummheit. »Morgen, übermorgen werde ich Hunger haben, Durst haben«, zu sagen und dann heute immerzu Wasser zu trinken, Brot zu essen, was für eine närrische Dummheit ist das! Desgleichen ist es eine solche Torheit, wollte man schon jetzt über kommender Tage Krankheiten und Leiden nachdenken, die es im Augenblick noch gar nicht gibt, sich darüber Sorgen machen, ungeduldig sein, sich selbst gegenüber entgegen aller Notwendigkeit so grausam sein, dass sie jedes Recht auf Barmherzigkeit und Mitleid aufhebt.

kein Ton