Blitz | Fünfundzwanzigster Blitz | 304
(290-311)

Wie dem auch immer sei... Ein Gebet, das durch das Geheimnis der Krankheit an Reinheit gewinnt, ist besonders dann, wenn es aus Armseligkeit, Schwäche und dem Gefühl der Blöße und Bedürftigkeit erwächst, nahe daran, angenommen zu werden. Krankheit wird so zum Angelpunkt der Reinheit eines solchen Gebetes. Sowohl der fromme Kranke als auch die Gläubigen, welche ihn pflegen, sollten die Möglichkeit zu einem solchen Gebet wahrnehmen.

Achtzehntes Heilmittel: Oh du Kranker, der du aufgehört hast zu danken und begonnen hast zu klagen! Die Klage entsteht aus einem Rechtsanspruch. Es ist keines deiner Rechte verletzt worden, sodass du zu klagen hättest. Ja, es gibt noch viele Dankansprüche, deren Erfüllung du noch nicht nachgekommen bist. Ohne den Rechtsanspruch Gottes, des Gerechten zu erfüllen, versuchst du, dir dein Recht einzuklagen, so als ob du selber Ihm gegenüber einen Rechtsanspruch hättest. Du darfst nicht aufschauen zu denen, die sich auf einer höheren Stufe befinden als du und gesund sind, und dich dabei beklagen. Deine Aufgabe besteht vielmehr darin, in Dankbarkeit auf jene hilflosen Kranken hinunterzublicken, die sich hinsichtlich deines eigenen Gesundheitszustandes eine Stufe unter dir befinden. Hast du dir deine Hand gebrochen, schaue auf jene, die ihre Hand verloren haben! Fehlt dir ein Auge, schaue auf die Blinden, die gar keine Augen haben! Allah danke! Es gibt niemanden, der das Recht hätte, auf Gnadengaben zu schauen, die über ihn selbst hinausreichen. Im Unglück hat jedermann lediglich das Recht, auf diejenigen zu schauen, die sich ? vom Standpunkt seines eigenen Unglücks aus betrachtet ? unter ihm befinden, um dankbar zu sein. Dieses Geheimnis wurde in einigen Abhandlungen mit einem Beispiel erklärt. Es folgt hier eine kurze Zusammenfassung:

Ein Herr lässt einen bedauernswerten Menschen in einem Minarett emporsteigen. Auf jeder Stufe des Minarettes erweist er ihm jeweils wieder eine andere Wohltat, überreicht ihm ein Geschenk. Und auch als er ganz oben angekommen ist, legt er ihm noch ein besonders großes Geschenk in den Arm... Doch wenn nun dieser ungehobelte Kerl alle die Geschenke vergisst, die er auf diesen Stufen empfangen hat, und ? obwohl er eigentlich für diese verschiedenen Geschenke ein Gefühl aufrichtiger Dankbarkeit zum Ausdruck bringen sollte ? diese geringschätzt und ohne zu danken nach oben schaut und sagt: »Ach wenn doch dieses Minarett noch höher wäre, könnte ich noch höher hinaufsteigen! Warum ist es denn nicht so gewaltig hoch wie dieser Berg oder ein anderes Minarett?«, und zu klagen begänne, was wäre das doch für eine große Undankbarkeit und Ungerechtigkeit! Desgleichen gilt: Der Mensch trat aus dem Nichtsein ins Dasein. Er blieb nicht Stein. Er blieb nicht Baum.

kein Ton