Brief | Vierundzwanzigster Brief | 392
(391-425)
Erstes Kapitel
Es besteht aus fünf Hinweisen.

Erster Hinweis: Wie bereits im Anhang zum Sechsundzwanzigsten Wort erwähnt wurde, gab es da einen geschickten Meister, der ein kostbares Gewand mit vielen Ausschmückungen und allen Verzierungen anfertigen wollte. Dazu bestellte er sich einen armen Mann gegen einen angemessenen Lohn als Modell. Um seine Kunstfertigkeit und Geschicklichkeit zu zeigen, misst er, schneidet, kürzt, verlängert er über diesem armen Mann das Gewand, lässt ihn auch sich hinsetzen oder wieder aufstehen und lässt ihn noch manch andere Stellungen einnehmen. Ja hat denn dieser arme Mann überhaupt ein Recht dazu, diesem Künstler zu sagen: »Warum fasst du denn dieses Kleid, das mich doch so schmückt, an und änderst es und machst mir derartige Umstände, dadurch, dass du mich aufstehen und wieder hinsetzen heißt und mich so in meiner Ruhe störst?«

Genauso aber ist es, wenn der Schöpfer in Seiner Herrlichkeit das Wesen eines jeden Dinges zu Seinem Modell annimmt, um daran aufzuzeigen, wie Seine Namen so herrlich verziert sind und wie vollendet seine Kunst ist. Jedes Ding und alles, was da lebt umkleidet Er mit einem Körper, ausgestattet mit Sinnesorganen und einem Empfindungsvermögen. Darauf zeichnet Er Ornamente mit Seiner Feder allen Geschehens (qadha) und allen Vorherwissens (qader) und zeigt so die Manifestationen Seiner Namen. So gibt Er allem Sein auch den Lohn, der ihm zukommt, in Gestalt seiner Vollendung, in Form von Genuss, durch Seinen Segen.

Ja hat denn irgendein Lebewesen oder Ding das Recht dem Schöpfer in Seiner Herrlichkeit, welcher das Geheimnis (sirr) des Wortes:

»Der König des Reiches verfügt in Seinem Königreich so, wie Er will.«

offenbart, entgegenzuhalten: »Du bereitest mir Schwierigkeiten. Du störst mich in meiner Ruhe.«? Gott bewahre! Dinge und Lebewesen haben in der Tat gegenüber dem, der da notwendiger Weise sein muss, in gar keiner Form irgendein Recht, Klage zu erheben. Vielmehr ist es billig und recht, dass sie allezeit mit Preis und Dank der ihnen verliehenen Stufe des Seins die Ehre geben. Denn alle diese ihnen verliehenen Stufen des Seins sind eine bereits vorgegebene Tatsache und verlangen nach dem, der sie hervorgerufen hat. Die jedoch nicht verliehenen Stufen sind eine bloße Wahrscheinlichkeit.

kein Ton