Brief | Vierundzwanzigster Brief | 395
(391-425)

Sicherlich vermag Er auch sich in Seiner unendlichen Heiligkeit zu sehnen, was aus der Heiligkeit Seiner Liebe (shefqat), dieser Seiner unvergleichlichen Liebe (muhabbet) geschieht. Und in Seiner unendlichen Heiligkeit vermag Er auch sich zu freuen, was aus dieser Seiner heiligen Sehnsucht geschieht. Und in dieser Seiner unendlichen Heiligkeit hat Er, wenn man so sagen darf, sogar auch die Gabe des Genusses, die aus dieser Seiner heiligen Freude erwächst. Sicherlich vermag Er in Seiner unendlichen Heiligkeit, wenn man so sagen darf, zugleich mit der Heiligkeit Seines Genusses auch in Seiner unendlichen Heiligkeit so zufrieden zu sein, wie es Ihm, dem Erbarmer gebührt, und in dieser Seiner unendlichen Heiligkeit stolz zu sein, wie dies zugleich auch Ihm, dem Allbarmherzigen entspricht, wenn sich die Fähigkeiten Seiner Geschöpfe angesichts Seiner Barmherzigkeit und im Rahmen Seiner Macht entfalten, ins Dasein treten und zu ihrer Vollendung heranreifen, wenn Seine Geschöpfe zufrieden sind und zur Vollendung gelangen, was jedoch zugleich auch auf grenzenlose Weise eine unendliche Aktivität erfordert. Und diese unendliche Aktivität erfordert weiterhin eine unendliche Verwandlung und Veränderung, einen andauernden Umbau und Abbau. Und diese unendliche Veränderung und Verwandlung erfordert weiterhin Tod und Trennung, Untergang und Vernichtung.

Einmal kam mir der Nutzen, den mir die menschliche Philosophie als das Ziel der Schöpfung vor Augen stellte, so ganz unbedeutend vor. Auf Grund dessen wurde mir dann auch klar, dass diese »Weisheit« auf einen Abgrund zusteuert. Darum verfallen auch die bereits weiter fortgeschrittenen unter diesen Philosophen entweder dem Irrtum ihrer eigenen Naturphilosophie und der Sophisterei, leugnen Wille und Weisheit des Meisters oder nennen den Schöpfer eine notwendige Folge seiner eigenen Person (mudjib-i bizzat).

So hat mir denn damals die göttliche Barmherzigkeit Ihren Namen »der Allweise« (hakim) zu Hilfe gesandt. Diese hat mir dann auch die großen Ziele aller geschaffenen Wesen und Dinge (gleich Briefen) aufgezeigt. Das heißt, dass alles Geschaffene ein Brief des Herrn (mit seinem Ziel) ist, den alle Bewusstsein tragenden Wesen lesen können. Dieses Ziel hat mir dann ein Jahr lang genügt. Danach aber entfalteten sich mir deren künstlerische Feinheiten. Da begann mir dieses Ziel nicht mehr länger zu genügen. So wurde mir ein anderes, noch größeres Ziel gezeigt. Das heißt, dass die bedeutendsten Ziele aller Wesen und Dinge auf ihren Meister ausgerichtet sind. Da erkannte ich Seine vollendete Kunstfertigkeit, die Ornamente Seiner Namen, Seine Weisheit, wie sie in aller Ziel- und Zweckgerichtetheit zum Ausdruck kommt, und die Geschenke Seiner Barmherzigkeit, wie sie sich Seinen Blicken darstellt und Spiegel Seiner Schönheit (dschemal) und Vollkommenheit (kemal) ist. Auch dieses Ziel hat mir dann für lange Zeit genügt.

kein Ton