Brief | Vierundzwanzigster Brief | 396
(391-425)

Dann aber erschien mir das Wunder der Macht und des Wirkens des Herrn, der alle Dinge, wenn Er sie in Seiner Staunen erregenden Schöpferkraft ins Dasein ruft und sie künstlerisch gestaltet, in so großer Schnelligkeit verändert und verwandelt. Da begann mir dieses Ziel nicht mehr länger zu genügen. Ich erkannte vielmehr, dass für ein solches Ziel notwendigerweise etwas da sein muss, ein Grund vorhanden sein muss, der es notwendig macht, ein solch großes Ziel zu setzen. So wurden mir denn damals die Erfordernisse des »Zweiten Hinweises« und die Ziele in den nachstehenden »Zeichen« deutlich gemacht und ich gelangte zu der sicheren Erkenntnis: »Das Wirken der göttlichen Allmacht im Kosmos, der Ablauf der Dinge und die Entwicklung aller Wesen sind von einer derartigen Bedeutung, dass der allweise Meister in dieser Art Seines Wirkens allen Wesen und Dingen im All Sprache und Ausdruck verleiht.« Es ist, als ob die Himmelskörper und ihre Bewegungen und alles, was sich auf Erden befindet und sich bewegt, Wort und Ausdruck einer Sprache wäre und das, was sie in Bewegung versetzt, in ihnen ihren Ausdruck findet. Das aber heißt, dass Auf- und Untergang, wie sie aus dieser Tätigkeit entstehen, Worte des Gotteslobes und -gedenkens (tesbihat) sind. Was im Kosmos geschieht aber ist wie eine wortlose Rede des Alls und all seiner Arten und seine Weise, (unser Herz) zum Reden zu bewegen.

Dritter Hinweis: Die Dinge gehen nicht ihrem Untergang und ihrer Vernichtung entgegen, sondern wechseln vielmehr aus dem Bereich göttlicher Verfügung (qudret) hinüber in den Bereich Seines Gedenkens (ilm), aus dieser bezeugten (shehadet) Welt in die unsichtbare (ghayb) hinüber, wechseln aus der Welt der Umwandlungen und des Vergehens (fena) in die Welt des Lichtes (nur) und der Beständigkeit (beqa). Wenn man es richtig betrachtet, ist also die Schönheit und Vollkommenheit in den Dingen mit den Göttlichen Namen verbunden. Diese bilden ihren Schmuck und jene treten durch sie in Erscheinung. Da diese Namen unvergänglich und ihre Erscheinungsformen beständig sind, wird sicherlich auch ihr Schmuck wieder aufgefrischt, wieder neu und schön. Er fällt nicht der Vernichtung und dem Untergang anheim, ändert vielmehr nur seine äußere Erscheinungsform. Doch im Kern und Grunde ihres Wesens und der Abbilder ihres So-Seins, welche die Quelle der Schönheit und Vollkommenheit sind und wodurch ihr Segen und ihre Vollendung sichtbar werden, bleiben sie beständig (baqi). Was aber die unbelebten Dinge betrifft, so ist die Schönheit und Vollkommenheit, die in ihnen sichtbar wird, unmittelbar mit den Namen Gottes verbunden, ihnen gebührt die Ehre, ihnen wird aller Lobpreis zugesprochen, ihnen kommt alle Schönheit zu, die Liebe betrifft sie und die Veränderungen, welche mit ihren Abbildern vor sich gehen, fügen ihnen keinen Schaden zu. Wo es sich um beseelte Dinge handelt, jedoch solche ohne Verstand, so ist Tod und Trennung für sie nicht Untergang noch Vergehen, sondern eine Befreiung von den Wirren des körperlichen Daseins und der Aufgaben des Lebens.

kein Ton