Brief | Achtundzwanzigster Brief | 506
(477-527)

Da nun einmal die Worte (Sözler), welche niedergeschrieben wurden, eine Art seiner Auslegung sind und diese Abhandlungen das Eigentum und die Realität der Wahrheiten des Qur’an, und da nun einmal der Weise Qur’an in den meisten seiner Suren, besonders aber in den Chiffren wie »Elif-Lam-Ra« oder »Ha-Mim« sich selbst in seiner ganzen Vollkommenheit und Größe zeigt, über seine Vollkommenheit spricht und den Lobpreis, der ihm gebührt, sich selbst bereitet, sind auch wir dazu verpflichtet, die Gnadengaben (inayat) des Herrn aufzuzeigen, welche ein Zeichen setzen auf das Wunder der Funken des Weisen Qur’an, die sich in den »Sözler« widerspiegeln und auch dafür, dass unser Dienst angenommen wurde. Denn unser Meister (Ustadh) tut so und unterrichtet so.

Dritte Ursache: Ich spreche über die »Sözler« nicht in Bescheidenheit, sondern sage, um die Wahrheit klarzulegen: »Die Wahrheit und Vollkommenheit der »Sözler« stammt nicht von mir, sondern aus dem Qur’an, ist ein Tropfen aus dem Qur’an.« Auch das »Zehnte Wort« besteht aus solchen Tropfen, die aus hunderten von Ayat aus dem Qur’an herausgefiltert worden sind. Das gleiche gilt auch für die übrigen Abhandlungen. Da ich dies also weiß und weil ich sterblich bin und dahingehen werde, darf man ganz gewiss nicht eine Sache und ein Werk, das bleiben wird, mit mir in Verbindung bringen. Es darf nicht an mich gebunden sein und werden. Und da es nun einmal eine Gewohnheit der Leute des Irrweges und der Übertretung ist, ein Werk, das ihnen nicht gelegen kommt, dadurch zu kritisieren, dass sie den Verfasser dieses Werkes kritisieren, sollte man die Abhandlungen, die an die Sterne über dem Himmel des Qur’an gebunden sind, gewiss nicht an einem so morschen Pfosten wie mir festmachen, der ich ein Anlass zu Widerspruch und Kritik bin und fallen kann. Da es nun einmal unter Menschen üblich ist, die Vorzüge eines Werkes in dem Verhalten seines Verfassers zu suchen, den sie als Ursprung und Quelle ansehen, und da es gegenüber der Wahrheit eine Unwahrheit wäre, wollte man dieser Gewohnheit entsprechend diese hohen Wahrheiten und kostbaren Juwelen einer Persönlichkeit zuschreiben, die dermaßen bankrott ist, dass sie davon noch nicht einmal ein Tausendstel vorzeigen kann, muss ich offenlegen, dass diese Abhandlungen nicht mein Eigentum sind, vielmehr ihre Vorzüge Tropfen aus dem Qur’an sind und Eigentum des Qur’an. Man kann doch die Ursache für die Qualität wohlschmeckender Weintrauben wirklich nicht in einem verdorrten Weinstock suchen! Und doch bin gerade auch ich so ein vertrockneter Stab.

Vierte Ursache: Manchmal führt Bescheidenheit zur Undankbarkeit für ein Geschenk, ist vielmehr selbst eine Undankbarkeit für das Geschenk. Manchmal artet auch die Verkündigung der Wohltaten Gottes (tahdis-i nimet) in Selbstgefälligkeit aus. Beides ist vom Übel.

kein Ton