Brief | Achtzehnter Brief | 114
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Zweiter Vergleich: Stellen wir uns z.B. an den vier Wänden dieses Zimmers vier Spiegel in voller Länge vor, so würde jeder einzelne von ihnen zugleich mit den anderen drei Spiegeln auch diesen Raum abbilden... doch enthielte jeder einzelne Spiegel entsprechend seiner Form und Farbe ein ihm eigenes Abbild des Zimmers. Kämen also nun zwei Leute in dieses Zimmer hinein, so könnte der eine von ihnen sagen, während er in einen der Spiegel hinein blickt: »Alles ist in ihm enthalten.« Wenn er dann von den anderen Spiegeln und den Bildern in ihnen hört, so schreibt er das, worüber er etwas gehört hat, einer kleinen Ecke dieses einen Spiegels zu, wodurch es gleich dem Schatten über einem Schatten (zu einem weiteren Abbild) wird, sich seine reale Existenz ein weiteres Mal abschwächt und umwandelt. Dann sagt er : »Ich sehe es auf diese Weise, und wenn das so ist, dann ist auch die Wirklichkeit dem gleich.« Doch sagt jetzt der andere zu ihm: »Du siehst das in der Tat so, und so wie du es siehst ist auch wahr. Doch die Wirklichkeit und die Wahrheit, so wie sie dir deine Seele (nefs) befiehlt, entspricht nicht dem wirklichen Bild der Wahrheit. Es gibt neben dem Spiegel, dem du deine Aufmerksamkeit schenkst, auch noch andere Spiegel. Sie sind nicht so winzig klein, wie du sie siehst, und nicht nur der Schatten eines Schattens.«

Und so verlangt denn jeder einzelne der Göttlichen Namen nach seinem jeweils eigenen Spiegel. So verlangt z.B. der Erbarmer (Rahman) und der Versorger (Rezzaq), weil sie ja wahr und ursprünglich sind, nach Wesen, die selbst würdig und der Versorgung und des Erbarmens bedürftig sind. So wie der Allerbarmer nach den der Versorgung tatsächlich bedürftigen Wesen (ruh) in einer wirklichen Welt verlangt, so verlangt auch der Allbarmherzige (Rahim) nach einem eben so wirklichen Paradies. Würde man nur die Namen »der Da-Seiende (maudjud)« und »der notwendigerweise Seiende (vadjibu-l’vudjud)« und »der Allgegenwärtig-Einzige (Vahid-i Ahad)« als real betrachten und dabei annehmen, dass alle die übrigen Namen in ihnen nur ein Schattendasein hätten, so müsste man dies als Ungerechtigkeit gegenüber diesen anderen Namen betrachten.

So entspricht es denn diesem Geheimnis, dass die Große Straße sicherlich die Straße der Gefährten (Sahabis), der Reinen (Asfiya), der Schüler der Sahabis (Tabiine), der Imame aus der Familie des Propheten und der Imame der großen Rechtsschulen ist, welche die Große Heiligkeit (velayet-i kubra) inne hatten und die erste Schicht der unmittelbaren Schüler des Qur’an bildeten.

kein Ton