Brief | Zwanzigster Brief | 316
(300-352)

Erster Abschnitt:

»Sein ist das Reich, weil der Makrokosmos dem Mikrokosmos gleicht. Was von Seiner Macht gestaltet wurde, drückt sich aus in Seinem Vorauswissen.«

Das heißt, dieser Kosmos, sowie wir unsere Welt im Großen nennen, und der Mensch, als dessen verkleinertes Musterbeispiel wir den Mikrokosmos bezeichnen, zeigen uns die Beweise göttlicher Allgegenwart (Vahdaniyet) innerhalb und außerhalb der menschlichen Seele (nefs), so wie sie uns von der Feder der göttlichen Allmacht und Seines Vorauswissens aufgezeichnet wurden.

So finden wir in der Tat im Menschen in verkleinertem Maßstab wohlgeordnet die Kunst des ganzen Weltalls. Und so wie die Kunst, die wir im großen und weiten Bereich vorfinden, die Allgegenwart des Meisters bezeugt, so zeigt auch im Menschen eine Kunst, wenn auch im mikroskopisch kleinen Maßstab, wiederum die Allgegenwart Seines göttlichen Künstlers. Ja, mehr als das: so wie dieser Mensch ein besonders bedeutungsvoller Brief des Herrn ist, eine schön gesetzte Kasside göttlichen Vorherwissens, so ist auch das Universum eine ebenso wohlgesetzte Kasside göttlichen Vorherwissens, geschrieben mit dem gleichen Stift göttlichen Vorherwissens, nur in einem größeren Maßstab.

Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass irgendetwas anderes, es sei denn der Einzigartige in Seiner Allgegenwart, seine Hand im Spiel gehabt haben könnte, als Er diesen Stempel Seiner Allgegenwart dem Gesicht aufprägte, das trotz all seiner zahllosen Unterscheidungsmerkmale dem aller Menschen gleicht, als Er das Siegel Seiner Allgegenwart dem Universum verlieh und so bewirkt hat, dass alles Sein Schulter an Schulter, Hand in Hand, Kopf an Kopf zu stehen kommt.

Zweiter Abschnitt:

»In Seiner Erschaffung wird der Makrokosmos zu einem Ort der Anbetung, während Er den Mikrokosmos ins Dasein ruft und ihn so zu Seiner Anbetung zwingt.«

Das heißt sinngemäß: Der Allweise Künstler hat den Makrokosmos in so einzigartiger Weise zu einer Stätte der Anbetung erschaffen und das Große Zeichen über ihm eingestickt, dass Er die Gestalt des Alls zu einer Großen Moschee umwandelte, und Er hat auch den Menschen in der Weise ins Dasein gerufen und ihm Verstand verliehen, dass er sich vor Seinen wunderbaren Werken und Seiner einzigartigen Macht anbetend und bewundernd beugt, lässt ihn dieses Große Zeichen lesen, seine Hände im Gebet verschränken und ihn seiner Natur (fitrat) entsprechend als ein in Anbetung versunkener Diener niederfallen. Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass derjenige, vor dem sich alle in dieser Großen Moschee in Anbetung verneigen und in Wahrhaftigkeit niederwerfen, ein anderer sein könnte als dieser Meister in der Einzigartigkeit Seiner Allgegenwart?

kein Ton