Brief | Vierundzwanzigster Brief | 407
(391-425)

Zum Beispiel: Ein Mensch isst gute und schöne Früchte. Diese Früchte werden im Magen nach außen hin zerstört, zermahlen, aufgelöst. Doch geben sie außer seinem Mund und Magen auch allen Zellen seines Körpers die Freude, den Genuss eines (gut funktionierenden) Stoffwechsels. Darüber hinaus sind sie Quelle zum Dasein sehr vieler Ziele (hikmet) wie ihr Dasein in allen Ecken des Körpers, die Erhaltung des Lebens und die Fortsetzung des Lebens. Ja die Speise steigt sogar von der pflanzlichen Existenz zur Stufe des menschlichen Lebens empor und entfaltet sich so. In gleicher Weise verbleiben an Stelle der Existenzen, wenn sie sich hinter dem Vorhang der Vergänglichkeit verbergen, jeweils sehr viele Lobpreisungen zurück. Auch sehr viele Ornamente und Erfordernisse der göttlichen Namen bleiben in Händen dieser Namen zurück. Das heißt, dass sie sich einer immerwährenden (baqi) Existenz anvertrauen und so von hinnen gehen. Wenn also nun eine vergängliche, vorübergehende Existenz aus dem Dasein scheidet und an ihrer Stelle Tausende von Existenzen zurückbleiben, durch die eine Art Beständigkeit (baqi) sichtbar wird, kann man dann etwa sagen, dass es ihr geschadet hätte oder sie sinnlos gewesen sei, oder fragen, warum dieses hübsche Geschöpf gehen musste? oder sich darüber beklagen? Nein! Vielmehr erfordert es die ihr zukommende Barmherzigkeit, Weisheit und Liebe (muhabbet) so und so muss es auch sein. Anderenfalls wäre es notwendig, auf Tausende von Vorzügen zu verzichten, damit ein einziger Schade nicht entstehen solle, wodurch aber tausendfacher Schaden entstünde. Das also heißt, dass die Namen »Allbarmherziger, Allweiser, Freund« sich nicht gegen Tod und Trennung richten, sie vielmehr notwendig machen, erfordern.

Fünftes Zeichen:

»Fünftens; weil sich die Attribute des Hochgepriesenen zeigen und Seinem Allwissen (ilm) Zeugnis geben.«

Dieser Satz bedeutet: »Die Geschöpfe – und besonders die beseelten unter ihnen – hinterlassen, nachdem sie das Kleid ihres Daseins abgelegt haben, viele beständige Dinge; sodann gehen sie.« Wie wir also bereits im zweiten Hinweis erklärt haben, kommt in den Taten Seiner Herrschaft Seine unendliche Liebe (muhabbet), Seine unbegrenzte Zuwendung (shefqat), Seine grenzenlose Genugtuung (Sein Stolz auf das Gelingen Seiner geliebten Schöpfung), Seine – mit Verlaub zu sagen – heilige unendliche Zufriedenheit, Seine Freude, Sein – man verzeihe den Ausdruck! – grenzenlos heiliger Genuss, Seine lautere Freude zum Ausdruck, so wie es der Heiligkeit des Notwendig-Seienden gemäß ist und Seiner durch nichts zu schmälernden Vollkommenheit gebührt, dessen Spuren ja auch ganz offensichtlich zu erkennen sind. So werden denn die Existenzen durch dieses Wirken in einer Staunen erregenden Bewegung, schnell durch alle Veränderungen und Verwandlungen, durch Tod und Vergehen hindurchgeführt und in ununterbrochener Folge aus der bezeugten Welt heraus in die unsichtbare Welt hinübergesandt, so wie es (Gottes) Taten erfordern. Und durch die Erscheinung dieses Wirkens (Gottes) werden die Geschöpfe gleich Reisenden zu Wasser und zu Lande ständig hin und her geworfen, gestoßen, geschleudert.

kein Ton