Brief | Vierundzwanzigster Brief | 415
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So ist diese Persönlichkeit sicherlich unendlich vieler Segnungen, Gebete und des Erbarmens würdig und bedarf ihrer auch.

Wenn du sagst: Manchmal spricht man ein Gebet für eine Sache, die bereits in sich abgeschlossen ist, wie z.B. das Gebet anläßlich einer Sonnen- oder Mondfinsternis. Ebenso wird manchmal auch ein Gebet verrichtet für Dinge die nie passieren.

Antwort: Wie bereits in anderen Worten erklärt wurde, ist Gebet (dua) ein Dienst (ibadet) vor Gott. Ein Diener erklärt seine eigene Schwäche und Armseligkeit (vor Gott) im Gebet. Was die äußerlichen Umstände betrifft, so markieren sie die Zeit des Gebetes und anbetenden Dienstes. Sie stellen nicht den wahren Nutzen dar. Der Erfolg des Dienstes ist auf das Jenseits gerichtet. Stellt sich der Erfolg im Diesseits nicht ein, so sollte man nicht sagen: »Dieses Gebet wurde nicht erhört.« Vielmehr sollte man sagen: »Die Zeit für das Gebet ist noch nicht vorüber.«

Und wäre es denn des Weiteren möglich, dass die Ewige Glückseligkeit, die alle Gläubigen zu aller Zeit, unablässig, in vollkommener Aufrichtigkeit und voll Sehnsucht im Gebet erfleht haben, ihnen nicht zuteil werden sollte, und dass der Absolut Freigiebige (Kerim-i Mutlaq) und Barmherzige in Seiner Vollkommenheit (Rahim-i Mutlaq), der nach dem Zeugnis des ganzen Universums über grenzenloses Erbarmen (rahmet) verfügt, ihre Gebete nicht annehmen sollte und dass es gar keine Ewige Glückseligkeit gäbe?...

Dritte Anmerkung: Es gibt zwei Arten, wie ein bewusst in Worte gefasstes Gebet angenommen werden kann. Entweder wird es genau so angenommen, wie es gewünscht worden war, oder aber es wird etwas besseres gegeben.

Zum Beispiel: Jemand wünscht sich einen Sohn. Gott der Gerechte schenkt ihm eine Tochter wie Hazret-i Meryem (Maria). Er darf dann nicht sagen: »Mein Gebet wurde nicht angenommen.« Er sollte vielmehr sagen: »Es wurde in einer besseren Form angenommen.« Manchmal betet jemand auch für sein eigenes irdisches Glück. Sein Gebet wird für das Jenseits angenommen. »Mein Gebet wurde nicht angenommen.« darf er nicht sagen. Vielmehr sollte er sagen: »Es wurde in einer sinnvolleren Weise angenommen.« usw... Da nun Gott der Gerechte Allweise ist, erflehen wir etwas von ihm und Er ist es, der uns Antwort gibt. Doch entspricht es seiner Weisheit, in welcher Weise er mit uns umgeht. Wer krank ist, sollte der Weisheit seines Arztes nicht mit Argwohn begegnen. Der Kranke verlangt nach Honig. Der Arzt, der ihn behandelt, verabreicht ihm Chinin gegen Malaria. Jetzt darf er nicht sagen: »Der Arzt hat nicht auf mich gehört.« Doch der Arzt hat auf sein Ächzen und Stöhnen gehört und auch seine Antwort darauf gegeben. Ja, er hat dem, was die Situation erforderte, auf beste Weise entsprochen.

kein Ton