Brief | Vierundzwanzigster Brief | 413
(391-425)

Die zweite Gebetsart: Es ist die Sprache der naturgegebenen Bedürfnisse aller Lebewesen, die ihre Ansprüche und Wünsche nicht nach eigenem Wollen und Vermögen befriedigen können und eine Art Gebet an den barmherzigen Schöpfer, ihnen dies aus Quellen, von denen man es nicht erwarten möchte, zu rechter Zeit zu gewähren. Denn der Allweise und Allbarmherzige sendet ihnen, was sie nicht aus eigenem Wünschen und Vermögen erreichen konnten, von einem ihnen unbekannten Ort und zur rechten Zeit. Da ihre Hände es nicht erlangen konnten, heißt dies, dass diese Gabe ein Ergebnis ihres Gebetes ist.

Kurzum: Alles, was aus der ganzen Welt zum Throne Gottes aufsteigt, ist ein Gebet. Was als Ursache dazu dient, verlangt sein Ergebnis von Gott.

Die dritte Gebetsart: Es ist dies das Gebet derer, die mit Bewusstsein begabt sind und aus deren Bedürfnis erwächst und ist gleichfalls von zweierlei Art.

Geschieht es aus einer Notlage heraus, oder entspricht es vollkommen einem naturgegebenen Bedürfnis, oder kommt es dem Ausdruck der (oben erwähnten) Entwicklungsfähigkeit sehr nahe, oder wird es in der Sprache eines reinen und aufrichtigen Herzens dargebracht, so wird es in den meisten Fällen, ja fast immer erhört. Der größte Teil dessen, was menschliche Erfindungen, Entwicklungen und Entdeckungen hervorgebracht haben, sind das Ergebnis einer Art Gebet. Dinge, die als Wunder menschlicher Zivilisation bezeichnet werden und alle Angelegenheiten, von denen (die Menschen) glauben, auf ihre weitere Entwicklung besonders stolz sein zu können, sind das Ergebnis eines stummen Gebetes. Was sie in der lauteren Sprache ihrer Entwicklungsfähigkeit erbeten hatten, wurde ihnen gewährt. Auch Gebete in der Sprache unserer Entwicklungsfähigkeit oder in der Sprache unserer naturgegebenen Bedürfnisse werden, soweit keine Hindernisse oder andere Bedingungen dagegen sprechen, stets angenommen.

Die zweite Art ist unser allgemein bekanntes Gebet. Auch davon gibt es zwei Arten: das eine ist mit Taten, das andere mit Worten. Zum Beispiel: zu pflügen ist ein Gebet der Tat. Doch erwächst unsere Versorgung nicht aus der Erde. Vielmehr ist die Erde das Tor zur Schatzkammer der Barmherzigkeit, sodass (der Bauer) durch seinen Pflug an (der Pforte) der Erde anklopft, die das Tor zur göttlichen Barmherzigkeit ist.

Die Einzelheiten der übrigen Abschnitte wollen wir überspringen und nur noch ein, zwei Geheimnisse des mündlichen Gebets in den nun folgenden zwei, drei Abschnitten besprechen.

kein Ton