Brief | Sechsundzwanzigster Brief | 450
(427-475)

Die Weisheit und der Grund dafür, dass das Christentum und alle anderen Religionen sich vom Islam unterscheiden, ist folgender:

Die Basis des Islam ist die lautere Einheit Gottes (Tauhid). Er spricht den Mitteln und Ursachen keine tatsächliche Wirkung zu, spricht ihnen hinsichtlich Erschaffung und Rang (maqam) keinen Wert zu. Was aber das Christentum betrifft, so misst es den Ursachen und Wirkungen einen Wert bei, weil es den Gedanken der Sohnschaft angenommen hat. Es bricht nicht mit dem Egoismus. Es ist, als ob es einen Funken der Herrschaft Gottes seinen Großen und seinen Heiligen zuspräche. So bestätigen sie die Ayah:

»Sie haben ihre Gelehrten und ihre Mönche zu Herren an Gottes statt angenommen.« (Sure 9, 31)

Aus diesem Grund haben sich die Christen, welche in irdischer Hinsicht die höchsten Positionen einnehmen, ihren Stolz und ihren Egoismus bewahrt und können doch, wie der letzte amerikanische Präsident, Wilson, praktizierende Anhänger ihres Glaubens sein. Im Islam hingegen, der die Religion der lauteren Einheit Gottes (Tauhid) ist, müssen diejenigen, welche in irdischer Hinsicht eine hohe Position einnehmen, entweder ihren Egoismus und ihren Stolz aufgeben, oder aber ihren Glauben wenigstens teilweise aufgeben. Aus diesem Grund bleibt ein Teil von ihnen gleichgültig oder verliert seinen Glauben.

Sechstes Thema: Zu denen, die in ihren üblen nationalistischen und rassistischen Gedanken jedes Maß verlieren, sagen wir:

Erstens: Unsere Erde und besonders dieses, unser Land, hat von alters her ganze Völkerwanderungen, Vertreibungen und Flüchtlingsströme gesehen. Seitdem der Sitz der islamischen Regierung in diesem Lande aufgerichtet worden ist, sind viele (Menschen) aus fremden Völkern wie die Motten in unser Land eingefallen und haben sich darin niedergelassen. Unter diesen Umständen kann man die verschiedenen Völker nur noch voneinander unterscheiden, wenn die Wohlverwahrte Tafel enthüllt wird. Weil dies aber so ist, ist es nicht nur sinnlos, nein, geradezu gefährlich, auf dem Boden einer pur rassistischen Idee eine nationalistische Bewegung zu errichten. Aus diesem Grunde fühlte sich einer der Anführer dieser unseligen Rassisten und Nationalisten, einer, dem seine Religion gleichgültig geworden ist, dazu gezwungen, zu sagen: »Wenn Glaube und Sprache eins sind, ist das Volk eins.« Da dies aber so ist, muss man sich nicht um die Reinerhaltung der Rasse kümmern, sondern um das Verhältnis von Glaube, Sprache und Heimat. Wenn diese drei eins sind, dann ist auch das Volk stark. Selbst wenn eines von ihnen fehlt, bleibt dennoch die Nation per definitionem gewahrt.

kein Ton