Brief | Sechsundzwanzigster Brief | 456
(427-475)

Möge Gott es wollen, dass all die Abschnitte der Risale-i Nur als Positionslampen auf der leuchtenden Straße des Qur’an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, dienen werden. Des Weiteren ist die Erkenntnis Gottes, die Fachru-d’Din Rasi mit Hilfe der Theologie erworben hat, so mangelhaft sie in den Augen Muhyi-d’Din Arabis auch sein mochte, gegenüber der Erkenntnis Gottes, erworben mit den Methoden der Sufis, in gleicher Weise mangelhaft, verglichen mit der Erkenntnis, wie sie durch das Geheimnis des Erbes des Propheten unmittelbar aus dem Weisen Qur’an erlangt wird. Denn Muhyi-d’Din Arabi ging auf seinem Weg in gewisser Weise so weit, dass er, um die beständige Gegenwart Gottes zu gewinnen, sagte:


»Es gibt kein Sein außer Ihm.«

wobei er schließlich die Existenz des Weltalls leugnete. Und was (all die anderen Mystiker) betrifft, so gingen auch sie, in ihrem Bestreben, die beständige Gegenwart Gottes zu erlangen, in einer gewissen recht merkwürdigen Art so weit, zu sagen:


»Es gibt nichts (gar keine Welt, die wir bezeugen könnten) außer Ihm.«

wobei sie schließlich das Weltall unter einem Mantel völligen Vergessens bedeckten. Was aber jene Erkenntnis betrifft, die dem Weisen Qur’an entnommen wird, so schenkt sie eine immerwährende Gegenwart Gottes, ohne gleichzeitig das All zum Nichtsein zu verdammen, noch es in einer völligen Vergessenheit einzusperren. Vielmehr befreit sie (das All) aus seiner Herrenlosigkeit und nimmt es im Namen Gottes des Gerechten in seinen Dienst. Alles wird zu einem Spiegel der Erkenntnis. So wie Sa’adi Schirasi sagte:

»In den Augen eines wachen Menschen ist jedes Blatt ein Brief in der Erkenntnis des Meisters.«

Mit jedem Ding öffnet sich ein Fenster zur Erkenntnis.

In einigen der »Sözler« (Worte) haben wir die Unterschiede zwischen dem Weg der gelehrten Theologen und der dem Qur’an entnommenen wahren Hochstraße anhand des folgenden Gleichnisses dargestellt. Beispiel: Wenn es darum geht, Wasser herbeizuschaffen, so graben einige unter den Bergen und bringen so von weit entfernten Orten durch Leitungsrohre Wasser herbei. Andere graben überall einen Brunnen und schöpfen Wasser. Die erste Art ist mit vielen Mühen verbunden, mit Verstopfungen und mit Versickerungen. Diejenigen aber, die überall Brunnen zu graben und Wasser zu fördern wissen, können Wasser überall ohne Mühe herbeischaffen.

kein Ton