Brief | Achtundzwanzigster Brief | 502
(477-527)

Der Maßstab der Dankbarkeit ist Genügsamkeit, Sparsamkeit, Einwilligung und Zufriedenheit. Prüfstein aller Undankbarkeit aber ist die Habsucht, die Verschwendung, die Respektlosigkeit und der (gleichgültige) Verzehr (aller Speisen), ohne (die Gesetze von) haram und helal zu beachten.

So wie die Habsucht Undankbarkeit ist, so ist sie in der Tat auch ein Grund zur Entbehrung und zugleich auch ein Fahrzeug, das direkt ins Elend führt. Ja es ist sogar so, als würden die gesegneten Ameisen, die doch über ein ganzes Gemeinschaftsleben verfügen, durch ihre Habsucht stets unter unseren Füßen bleiben und zertreten. Denn obwohl ihnen doch schon einige wenige Weizenkörner für ein ganzes Jahr genügen könnten, sind sie dennoch nicht damit zufrieden, sondern würden selbst Tausende davon sammeln, wenn sie nur könnten. Hingegen fliegt die gesegnete Biene wegen ihrer Genügsamkeit über uns. Weil sie so genügsam ist, bereitet sie in ihrer Güte (ihsan) auf Gottes Geheiß Honig für die Menschen und gibt ihn ihnen zu essen.

Der Name des Allerbarmers, der nach Seinem allumfassenden Namen »Allah«, dem Eigennamen des Allheiligen Herrn, der gewalltigste ist, bezieht sich in der Tat auf die Versorgung. Und durch die Dankbarkeit, (die eine Folge) der Versorgung ist, kann dieser Name erreicht werden. Ferner ist von dem Namen »der Allerbarmer« die offensichtlichste Bedeutung »der Versorger«.

Überdies gibt es verschiedene Arten der Dankbarkeit. Von diesen Arten ist die umfassendste und gleichsam deren allgemeines Verzeichnis das Gebet (namas).

Des Weiteren gibt es innerhalb der Dankbarkeit einen reinen Glauben und ein aufrechtes (Bekenntnis) zur Einheit (Tauhid). Denn ein Mensch, der einen Apfel isst und dann: »Dank sei Gott!« sagt, gibt durch seinen Dank bekannt: »Dieser Apfel ist eine unmittelbare Erinnerung an die Hand des Allmächtigen (qudret), ein Geschenk direkt aus dem Schatz Seiner Barmherzigkeit.« Während er dies sagt und fest davon überzeugt ist, übergibt er alles, ob klein oder groß, der Hand des Allmächtigen. Er erkennt in jedem Ding die Erscheinung Seiner Barmherzigkeit. Er gibt durch seine Dankbarkeit seinen wahren Glauben bekannt und legt so ein aufrichtiges (Bekenntnis) zur Einheit (Tauhid) ab.

Von den vielen Aspekten dieses großen Verlustes, den gottvergessene Menschen durch ihre Undankbarkeit gegenüber den Gnadengaben Gottes erleiden, wollen wir hier nur einen einzigen anführen. Es ist dies wie folgt:

Wenn ein Mensch ein wohlschmeckendes Geschenk (ni’met) isst und dafür dankt, so wird ihm das Geschenk, das er gegessen hat, durch seinen Dank zu einem Licht und zu einer Frucht des Paradieses in der anderen Welt. Dieser Geschmack, der ihn daran denken lässt, dass dies ein Werk der Gunst der Barmherzigkeit Gottes des Gerechten ist, gibt ihm einen großen Genuss und eine beständige Freude.

kein Ton