Brief | Neunundzwanzigster Brief | 540
(528-621)

Neunter Punkt: Es gibt im islamischen Gesetz gewisse Angelegenheiten, welche die Anbetung (Taabudi) betreffen. Sie sind nicht an den Verstand gebunden und werden erledigt, weil sie befohlen wurden. Ihr eigentlicher Grund (ilet) ist der Befehl (emr).

Ein anderer Teil wird als ein solcher mit einer »verständlichen Bedeutung« (Makulu-l’Mana) bezeichnet. Das heißt, sie enthalten eine gewisse Weisheit und einen Nutzen, dessen Logik dazu führte, dass auch sie in die Schari’a mit aufgenommen wurden. Doch ist dies nicht die wahre Ursache oder der eigentliche Grund, denn der wahre Grund ist der Befehl oder das Verbot Gottes.

Jener Teil der Zeichen, der den Dienst und die Anbetung betrifft, kann durch Weisheit oder Nutzen nicht verändert werden. Der Aspekt des Dienstes und der Anbetung überwiegt hier und bleibt daher stets unberührt. Und täten sich auch hunderttausend mögliche Nutzanwendungen auf, so werden dennoch (die Zeichen) nicht geändert. In gleicher Weise kann man nicht sagen, dass der Sinn der »Zeichen« auf jene Art von Nutzen beschränkt bleibt, der uns bekannt ist. So etwas anzunehmen, ist falsch. Was vielmehr ihren Sinn und Zweck betrifft, so kann es einer der vielen Weisheiten und Nutzanwendungen sein. Wollte man z.B. sagen: »Die Weisheit des Rufes zum Gebet liegt darin, die Muslime zum Gebet einzuladen. Zu diesem Zweck genügt ein Schuss mit einem Gewehr.« Doch weiß dieser törichte Mensch nicht, dass dies nur einer der Vorzüge ist, die in dem Ruf zum Gebet (esan) enthalten sind. Auch wenn der Schuss aus einem Gewehr diesen Zweck erfüllt, wie könnte er denn an die Stelle des Rufes zum Gebet treten, der ein Mittel ist, um der Verkündigung der Einheit Gottes (Tauhid) und Seiner göttlichen Herrschaft willen, im Namen des Menschengeschlechtes oder doch wenigstens im Namen der Bewohner dieser Stadt den Dienst und die Anbetung vor Ihm zu verkünden, was doch das gewaltigste Ergebnis der Erschaffung des Weltalls und der Zweck der Erschaffung des Menschengeschlechtes ist?...

Kurzum: Die Hölle ist nicht unnötig. Es gibt viele Dinge, die mit aller Kraft ausrufen: »Es lebe die Hölle!« Das Paradies ist auch nicht billig. Es verlangt nach einem hohen Preis.

»Nicht gleich sind die Gefährten des Feuers und die Gefährten des Paradieses. Die Gefährten des Paradieses sind es, die glückselig sein werden.« (Sure 59, 20)

kein Ton