Brief | Sechzehnter Brief | 89
(83-102)

Denn ich denke, dass es für Menschen wie mich schädlich ist, in den Blickpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu geraten und in den Augen der Leute ein berühmter Mann zu sein. Leute, die mit mir in Verbindung stehen, wissen, dass ich keine Ehrerbietung für meine Person wünsche, vielmehr sie verabscheue. Ja, ich habe dies sogar einem achtbaren Freund, der mir etwas bedeutet, vielleicht fünfzig Mal verwiesen. Falls sie beabsichtigen, mich zu diffamieren, mich in der öffentlichen Meinung verächtlich zu machen und herabzuwürdigen, um damit die Wahrheiten des Glaubens und des Qur’an, dessen Dolmetscher ich bin, zu treffen, so ist dies vergeblich. Denn die Sterne des Qur’an kann man nicht hinter einem Vorhang verstecken. »Wer seine Augen verschließt, kann selbst nichts sehen, kann andere nicht in Nacht stürzen.«

Vierter Punkt: Antwort auf einige Fragen, die auf irrigen Vorstellungen beruhen.

Erste Frage: Weltleute fragen mich immer wieder: »Wovon lebst du? Wie findest du dein Auskommen ohne zu arbeiten? Wir wollen in unserem Lande keine Leute, die faul herumsitzen und sich auf anderer Leute Kosten durchbringen!...«

Antwort: Ich bin sparsam und mein Leben ist gesegnet. Ich nehme von niemandem außer meinem Versorger (Rezzaq) etwas an, keine Gefälligkeiten und nichts, was mich zu Dank verpflichten könnte, und habe mir das auch für die Zukunft vorgenommen. Es braucht in der Tat ein Mann, der von hundert Para, ja sogar von vierzig Para täglich lebt, von anderen keine Gefälligkeiten anzunehmen. Auf diese Frage einzugehen, war überhaupt nicht meine Absicht. Denn eine Erklärung abgeben zu müssen, die in den anderen vielleicht den eindruck erweckt, stolz und selbstgefällig zu sein, ist mir besonders peinlich. Doch Weltleute haben mich in einer Weise verdächtigt und ausgefragt, dass ich nun sagen muss: Es ist ein Prinzip, das ich in meinem ganzen Leben stets eingehalten habe, schon von meiner Kindheit an, nichts von den Leuten anzunehmen (auch nicht, wenn es Zekat sein sollte), auch mein monatliches Gehalt nicht anzunehmen (nur ein, zwei Jahre wurde ich an der Daru-l’Hikmeti-l’Islamiye unter dem Druck meiner Freunde dazu gezwungen, es anzunehmen), nicht für mein monatliches Auskommen eine Dankesschuld auf mich zu laden. Meine Landsleute und auch die mich anderen Orts kennen, wissen das. In diesen fünf Jahren meiner Verbannung haben sich viele Freunde sehr darum bemüht, mir ihre Geschenke aufzudrängen. Ich habe sie nicht angenommen. Wenn sie mich dann fragen: »Wie kannst du dich unter diesen Umständen noch über Wasser halten?« antworte ich ihnen: »Ich lebe durch Gottes Segen (bereket) und Seine Freigiebigkeit (ikram).« Obwohl meine Seele eigentlich jegliche Verachtung verdient hätte und dass man ihr alle Treue aufkündige, habe ich dennoch jenen Segen erfahren, welcher in der Versorgung durch Gottes Freigiebigkeit besteht und ein Wunder (keramet) des Dienstes am Qur’an ist. Dem Geheimnis (der Ayah):

kein Ton