Brief | Zwanzigster Brief | 334
(300-352)

Zehntes Wort:


»Und Er ist aller Dinge mächtig.«

»Wa huva ala kulli schay’in kadier«, das heißt: Nichts fällt Ihm schwer. Wie viele Dinge es auch im Bereich des Möglichen geben mag: Er vermag sie ganz leicht mit einem Dasein zu umkleiden. Und es ist dies so einfach und leicht, dass Er nach dem Geheimnis des

»Wahrlich, Sein Befehl ist, wenn er ein Ding will, so sagt Er zu ihm nur: Sei! Und es ist.« (Sure 36,82)

dass Er nur zu befehlen braucht und es geschieht. Es ist als ob ein besonders geschickter Künstler mit einer solchen Leichtigkeit seine Hand nach seinem Werk ausstreckte, es berührte und sie wieder zurückzöge, sie einer Maschine gleich funktionierte. Und um dieser Geschwindigkeit und Geschicklichkeit Ausdruck zu verleihen, sagt man: diese Arbeit, dieses Kunstwerk ist ihm in der Weise dienstbar geworden, dass Seine Arbeit auf Seinen Befehl, durch Seine Berührung geschieht, Sein Kunstwerk ins Dasein tritt. In gleicher Weise sagt die königliche Order (ferman) als einen Hinweis auf die grenzenlose Dienstbarkeit und Gehorsamheit aller Dinge gegenüber der (göttlichen) Macht (qudret) des majestätischen Allmächtigen (qadir-i Dhu-l’Djelal) und die unendliche Einfachheit und Leichtigkeit, mit der sie (qudret) Ihr Werk verrichtet:

»Wahrlich, Sein Befehl ist, wenn er ein Ding will, so sagt Er zu ihm nur: Sei! Und es ist.« (Sure 36,82)

Wir wollen nun fünf tiefe Wahrheiten (sirr) aus unzähligen Geheimnissen (sirr), wie sie in dieser mächtigen Wahrheit enthalten sind, in »Fünf Punkten« erläutern.

Erstens:

Für Gottes Macht (qudret) ist das größte Ding genau leicht wie das kleinste Ding. Für sie ist die Erschaffung einer ganzen Art mit allen ihren Unterarten genau so einfach und leicht wie die nur einer einzelnen Gattung. Das Paradies zu erschaffen ist ihr genau so leicht wie einen Frühling. Den Frühling zu kreieren ist für sie genau so einfach wie eine Blume. Hinsichtlich dieses Geheimnisses wurde bereits am Ende des Zehnten Wortes über die Auferstehung und im Neunundzwanzigsten Wort über die Engel, das Fortleben der Seele (beqai ruh) und auch über die Auferstehung, und darin besonders im zweiten Kapitel über die Frage der Auferstehung und in ihm wiederum im dritten »Grundsatz«, wo mit sechs Beispielen die sechs Tiefen Wahrheiten von der »Lichtausstrahlung«, der »Spiegelung«, dem »Gleichgewicht«, der »Ordnung«, von der »Abstraktion« und über den »Gehorsam« bewiesen worden sind, aufgezeigt, dass für die göttliche Macht die (Erschaffung) der Sterne ebenso leicht wie die der Atome ist. Unzählige Gattungen vermag sie ebenso leicht und einfach zu erschaffen wie eine einzige Gattung. Da wir aber nun einmal im Zweiten Wort diese sechs Geheimnisse bewiesen haben, wollen wir hier nur noch darauf hinweisen und können uns daher kurz fassen.

kein Ton