Brief | Zweiundzwanzigster Brief | 362
(357-380)

Dritter Grundsatz: Wenn du hassen möchtest, dann hasse den Hass in deinem Herzen und bemühe dich, ihn auszumerzen. Und überdies richte deinen Hass gegen deine eigensinnige Seele, gegen deine leidenschaftliche Seele, die dir den meisten Schaden verursacht, und bemühe dich, sie zu veredeln. Bringe nicht den Gläubigen auf Grund deiner eigenen Bosheit Feindschaft entgegen. Willst du hassen, so gibt es viele Ungläubige und Gottlose. Ihnen bringe deine Feindschaft entgegen! So wie in der Tat die Liebe als eine Eigenschaft der Liebe würdig ist, so ist auch der Hass ein Attribut, dass vor allen anderen Dingen selbst gehasst zu werden verdient. Willst du deinen Gegner besiegen, so erwidere seine Schlechtigkeiten mit Gutem! Denn erwiderst du sie mit Bosheit, so vermehrt sich das Übel. Mag er auch »äußerlich besiegt sein, so nährt er doch weiterhin Hass in seinem Herzen und seine Feindschaft setzt sich fort. Wenn du sie mit Gutem erwiderst, so tut es ihm leid und er wird dir zum Freund...

»Wenn du einen Vornehmen mit Vornehmheit behandelst, so wird er sich dir zur Verfügung stellen. Behandelst du aber einen Nichtswürdigen mit Vornehmheit, wird er sich dir entgegenstellen.«

Nach diesem Wahlspruch ist es die Eigenschaft des Gläubigen, vornehm zu sein. Deine Vornehmheit bewirkt, dass er sich dir zur Verfügung stellt. Auch wenn er »äußerlich unwürdig erscheint, ist er doch vornehm mit Rücksicht auf seinen Glauben. Es kommt in der Tat oft genug vor, dass ein schlechter Mensch sich bessert, wenn du nur immer wieder zu ihm sagst: »Du bist gut, du bist gut«, während ein guter Mensch dadurch schlechter wird, dass du immer wieder zu ihm sagst: »Du bist schlecht, du bist schlecht«.

»Kommen sie dort vorbei, wo leeres Geschwätz ist, gehen sie in vornehmer Gesinnung vorüber.« (Sure 25, 72) »Wenn ihr verzeiht, vergebt und Nachsicht übt, so ist auch Allah es, der euch vergibt und sich eurer erbarmt.« (Sure 64, 14)

kein Ton