Brief | Zweiundzwanzigster Brief | 365
(357-380)

Denn das, was unbeständig und vergänglich ist, hat keinen Wert. Verhält es sich also schon mit dieser ganzen, großen Welt so, dann wirst du auch verstehen, wie bedeutungslos die kleinen Dinge in dieser Welt sind...

Und weiter sagt er:

»Frieden und Sicherheit beider Welten gewinnt man in der Auslegung zweier Worte: Mit seinen Freunden soll man in Freundlichkeit und Güte umgehen, seine Feinde aber mit der Bereitschaft behandeln, mit ihnen Frieden zu schließen.«

Wenn du aber sagst: »Ich habe gar keine andere Wahl. Die Feindseligkeit liegt in meinem Wesen. Zudem ist der mir auf die Nerven gegangen und darüber kann ich nicht hinwegkommen.«

Antwort: Wenn ein schlechter Charakter und eine üble Gesinnungsart keine Spuren hinterlässt und solche Dinge, wie Zuträgerei und alles, was in Zusammenhang mit ihr steht, nicht praktiziert werden, weil man seinen Fehler einsieht, so schadet das nichts. Wenn du also schon keine andere Wahl hast und du (diese Dinge) nicht mehr los werden kannst, so tut es dir doch bereits innerlich leid, du bereust es im Stillen und bittest im geheimen um Vergebung. Dadurch ist dir dein Fehler bereits bewußt geworden und du hast verstanden, dass du durch diese deine Charaktereigenschaft ins Unrecht geraten bist. Das bewahrt dich vor ihren üblen Auswirkungen. Wir haben in der Tat diesen Abschnitt dieses Briefes geschrieben, um eine solche innere Bitte um Vergebung sicherzustellen, damit du nicht Unrecht für Recht erkennst und das Recht deines Gegners als Unrecht hinstellst.

Hier ein kleines bemerkenswertes Erlebnis dazu: Ich habe in der Folge einer einseitig subjektiven Stellungnahme einmal diese Erfahrung gemacht: Ein frommer Wissenschaftler hat einmal einen rechtschaffenen Gelehrten, dessen politische Gesinnung ihm zuwider war, in einer Art und Weise verächtlich gemacht, als habe er keinen Glauben. Und einen Heuchler, der seine Ansichten teilte, hat er voll Hochachtung herausgestellt. Ich bin über diese bösen Folgen der Politik so sehr erschrocken, dass ich gebetet habe:

»Ich nehme meine Zuflucht zu Allah vor dem Satan und vor der Politik.«

Seit dieser Zeit habe ich mich aus dem politischen Leben zurückgezogen.

Fünfter Aspekt; erklärt, dass es einen außerordentlichen Schaden verursacht, wenn man sich im öffentlichen Leben hartnäckig und einseitig auf seinen Standpunkt versteift.

kein Ton