Brief | Zweiundzwanzigster Brief | 367
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Denn während es notwendig ist, sich im Ziel einig zu sein, findet sich in den Gedanken solcher Leute nirgendwo auf Erden ein konvergierender Punkt. Weil es nicht um der Wahrhaftigkeit willen geschieht, übertreiben sie bis ins Extrem. Somit sind sie die Ursache zu einer Spaltung, die sich dann nicht mehr heilen lässt. Die heutige Situation in dieser Welt gibt davon Zeugnis...

Zusammenfassung: Wenn die erhabenen Prinzipien:

»Liebe um Gottes willen, Zorn um Gottes willen, Rechtsprechung um Gottes willen.«

nicht zu Grundsätzen unseres Handelns werden, treten Unfrieden und Zwietracht an ihre Stelle. In der Tat versündigt sich, wer nicht:

»Zorn um Gottes willen, Rechtsprechung um Gottes willen.«

sagt, diese Grundprinzipien nicht ins Auge fasst, während er gleichzeitig gerecht zu sein versucht.

Hierzu nun ein lehrreiches Beispiel: Einmal warf Imam Ali (möge Allahs Wohlgefallen auf ihm ruhen!) einen Ungläubigen zu Boden. Doch bevor er noch sein Schwert ziehen und ihn töten konnte, spuckte ihn dieser Ungläubige an. Da ließ er diesen Ungläubigen gehen und tötete ihn nicht. Der Ungläubige aber fragte ihn: »Warum hast du mich nicht getötet?«

Imam Ali antwortete ihm: »Ich hätte dich um Allahs willen getötet. Doch du hast mich angespuckt. So wurde ich zornig. Leidenschaft schlich sich in mein Herz und verdarb meine aufrechte Gesinnung. Darum habe ich dich nicht getötet.«

Hierauf entgegnete der Ungläubige: »Damit du mich schnell töten solltest, habe ich dich in Zorn gebracht. Wenn aber euer Glaube nun solchermaßen rein und lauter ist, dann ist dieser Glaube wahr.«

Hier noch ein Ereignis, das der Aufmerksamkeit wert ist: Als einmal ein Richter, während er einem Dieb die Hand abschlug, dabei seine eigene Wut zu erkennen gab, enthob ihn der gerechte Emir, der ihn dabei beobachtet hatte, seines Amtes.

kein Ton