Brief | Sechsundzwanzigster Brief | 467
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Doch als ein Zeichen seines Irrtums, in dem er zeitweilig seinen Dienst am Qur’an unterbrach, litt er nun ein Jahr lang beständig unter einer Katastrophe, die über seinem Haupt schwebte, nämlich eine Strafe von Tausend Lira bezahlen zu müssen. Wann immer er die Absicht äußerte, mit den Abschriften fortzufahren und zu seiner früheren Aufgabe zurückkehrte, wurde der Schuldspruch über ihn aufgehoben, bis er – Gott sei’s gedankt – schließlich freigesprochen wurde. So wurde er in all seiner Armut davor bewahrt, die Tausend Lira bezahlen zu müssen.

Der Zweite: Er war mir fünf Jahre lang ein mutiger, ernsthafter und tapferer Freund gewesen. Danach dachte er einige Monate nicht mehr daran, mich zu besuchen, obwohl wir doch Nachbarn waren und zufällig begegneten wir einander auch nicht. Er wollte das Wohlwollen und die Sympathien der Weltleute und des erst kürzlich erschienen Distriktkommissars gewinnen. So besuchte er mich nicht im Ramadan und an den Festtagen. Doch die Ereignisse in seinem Dorf verliefen entgegen seinen Absichten und am Ende verlor er seinen Einfluss.

Der Dritte: Ein Hafidh, der mich ein, zwei Mal in der Woche besuchen kam, war Imam geworden. Um nun auch noch einen Turban tragen zu dürfen, verließ er mich für zwei Monate. Er besuchte mich noch nicht einmal während der Festtage. Doch entgegen seinen Absichten und ganz gegen die sonst übliche Gewohnheit gestattete man ihm, auch nachdem er schon sieben, acht Monate Imam gewesen war, nicht, einen Turban tragen zu dürfen.

So gibt es denn eine ganze Reihe ähnlicher Ereignisse. Doch um die Gefühle einiger Leute nicht zu verletzen, möchte ich sie hier nicht erwähnen. So schwach nun diese Hinweise auch im Einzelnen sein mögen, so spürt man doch insgesamt eine Kraft (quvvet) in ihnen. Es erwächst aus ihnen die Überzeugung, dass zwar nicht ich selbst – denn ich halte mich nicht selbst für eines besonderen Gunsterweises (ikram) für würdig – aber doch wir alle rein im Hinblick auf unseren Dienst am Qur’an als einen solchen Gunsterweis Gottes verstehen dürfen, dass wir diesen Dienst unter dem Schutz des Herrn verrichten. Daran sollen meine Freunde denken und nicht in Panik geraten. Weil aber unser Dienst ein Gunsterweis Gottes ist und nicht ein Grund, stolz, sondern vielmehr dankbar zu sein, und weil es da einen Erlass (ferman) gibt:

»...doch vielmehr verkündige die Gnadenerweise deines Herrn.« (Sure 93, 11)

auf Grund dieses Geheimnisses erkläre ich dies lediglich meinen Freunden persönlich.

kein Ton